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17.05.2024 | Kardiomyopathie | Nachrichten

Heart Failure Kongress

Neuer Myosin-Inhibitor wirkt bei hypertropher Kardiomyopathie

verfasst von: Peter Overbeck

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Mit Aficamten hat ein zweiter kardialer Myosin-Inhibitor seinen therapeutischen Nutzen bei symptomatischen Patienten mit obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie (HCM) in einer randomisierten Phase-III-Studie klar unter Beweis gestellt.

Mavacamten, das als erster kardialer Myosin-Inhibitor seit 2023 zur Therapie bei obstruktiver HCM zugelassen ist, bekommt Konkurrenz. Mit Aficamten hat sich nun ein zweiter Vertreter dieser neuen Wirkstoffklasse als wirksam erwiesen. In der randomisierten Phase-III-Studie SEQUOIA-HCM konnte damit die Belastungskapazität von symptomatischen Patientinnen und Patienten mit HCM und Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstraktes (LVOT) signifikant verbessert werden.

Studienleiter Prof. Martin Maron vom Lahey Hospital and Medical Center, Burlington (Massachusetts, USA) hat die Ergebnisse aktuell beim Heart Failure-Kongress 2024 der europäischen Kardiologengesellschaft ESC in Lissabon vorgestellt. Die SEQUOIA-HCM-Studie habe gezeigt, „dass Aficamten die LVOT-Obstruktion bei Patienten mit obstruktiver HCM unter Verwendung eines einfachen und stufenweisen Dosisregimes zuverlässig und sicher beseitigt und mit substanziellen Verbesserungen von klinischen relevanten Endpunkten wie Belastungskapazität und Symptome assoziiert war,“ resümierte Maron in einer ESC-Pressemitteilung zur Studienpräsentation.

Signifikante Verbesserung der Belastungskapazität

Primärer Studienendpunkt war die Veränderung der Belastungskapazität nach 24 Wochen – gemessen anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme (peakVO2) im Rahmen einer Spiroergometrie. In der Aficamten-Gruppe ergab sich hier eine Zunahme um 1,8 ml/kg/min in Relation zum Ausgangsbefund (0,0 ml/kg/min in der Placebogruppe). Der Unterschied im Vergleich zu Placebo betrug 1,7 ml/kg/min und war signifikant (p<0,001).

Auch auf einer Liste von insgesamt zehn präspezifizierten sekundären Endpunkten schlugen am Ende nur signifikante Unterschiede zugunsten der Aficamten-Gruppe zu Buche (p<0,001 für alle Unterschiede). Vorteile zugunsten der Aficamten-Therapie ergaben sich unter anderem bezüglich der Lebensqualität (KCCQ-Score), der Herzinsuffizienz-Symptomatik (funktionelle NYHA-Klasse), des LVOT-Gradienten und der Indikation für eine invasive Septumreduktion. Die Ergebnisse seien in allen analysierten Subgruppen konsistent gewesen, eingeschlossen Patienten mit und ohne Betablocker-Therapie, berichtete Maron.

Gute Ergebnisse auch im Hinblick auf die Verträglichkeit

In puncto Verträglichkeit war Aficamten mit Placebo vergleichbar. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse waren bei acht Patienten (5,6%) im Aficamten-Arm und bei 13 Patienten (9,3%) im Placebo-Arm der Studie aufgetreten.

Eine vorübergehende Abnahme der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) auf < 50% wurde im Studienverlauf bei fünf Patienten (3,5%) der Aficamten-Gruppe und bei einem Patienten (0,7%) der Placebo-Gruppe beobachtet. Bei keinem Patienten mit einer LVEF < 50% wurde die Aficamten-Therapie unterbrochen, auch gab es bei ihnen keine Anzeichen für eine sich verschlechternde Herzinsuffizienz.

In die SEQUOIA-HCM-Studie waren in 14 Ländern 282 Patientinnen und Patienten (mittleres Alter 59,1 Jahre, 59,2% Männer) mit symptomatischer HCM und LVOT-Obstruktion aufgenommen worden, die nach Zufallszuteilung eine Behandlung mit Aficamten (Startdosis 5 mg, maximale Dosis 20 mg) oder mit Placebo erhalten hatten. Die mittlere LVEF der Studienteilnehmer betrug zu Beginn 74,8%.

Zuvor war bereits in der Phase-II-Studie REDWOOD-HCM gezeigt worden, das Aficamten den LVOT-Gradienten bei Patienten mit HCM rasch, deutlich und anhaltend reduziert. Dieser Effekt ging unter anderem mit einer deutlichen Senkung der prognostisch relevanten Plasmaspiegel des kardialen Biomarkers NT-proBNP einher.

Basierend auf: Kongress Heart Failure 2024 der European Society of Cardiology (ESC), Lissabon, 11. – 14. Mai 2024

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Literatur

Maron MS et al. Aficamten for Symptomatic Obstructive Hypertrophic Cardiomyopathy. N Engl J Med. 2024. DOI: 10.1056/NEJMoa2401424

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