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Erschienen in: gynäkologie + geburtshilfe 6/2016

09.12.2016 | Harnwegsinfektionen | Panorama

Erneut Negativdaten

Cranberry-Kapseln schützen nicht vor Harnwegsinfekten

verfasst von: Dr. Beate Schumacher

Erschienen in: gynäkologie + geburtshilfe | Ausgabe 6/2016

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Auszug

_ Das in Cranberries enthaltene Proanthocyanidin konnte in früheren Untersuchungen verhindern, dass sich E.-coli-Bakterien an Urothelzellen festsetzen. Dank dieser Wirkung soll der Verzehr der Großfrüchtigen Moosbeere Harnwegsinfektionen (HWI) vorbeugen. Eine Cochrane-Analyse von 2012 hatte der Beere allerdings keinen Nutzen zugesprochen. Eine jetzt veröffentlichte randomisierte kontrollierte Studie der Yale School of Medicine [Juthani-Metha M et al. JAMA 2016, online 27. Oktober] bestätigt dieses Ergebnis: Bei Pflegeheimbewohnerinnen, die Cranberry-Kapseln schluckten, war ebenso häufig eine Bakteriurie plus Pyurie nachzuweisen wie in einer Vergleichsgruppe mit Placebokapseln. 185 Frauen (mittleres Alter 86 Jahre), die noch in der Lage waren, Mittelstrahlurin abzugeben, nahmen an der Studie teil. Bei fast jeder Dritten konnten schon bei Studienbeginn in Urinproben mehr als 105 koloniebildende Einheiten pro Milliliter von ein oder zwei Spezies sowie Leukozyten nachgewiesen werden. 92 Frauen erhielten zweimal täglich eine Kapsel mit zusammen 72 mg Proanthocyanidin, was etwa 600 ml Cranberrysaft entspricht, die anderen 93 bekamen Placebo. Während der ein Jahr dauernden Studie starben 33 Teilnehmerinnen, die Therapieadhärenz lag bei 80 %. Alle zwei Monate wurde eine Urinprobe genommen: Eine Bakteriurie in Kombination mit einer Pyurie wurde in der Cranberrygruppe bei 25,5 %, in der Placebogruppe bei 29,5 % festgestellt. Unter Berücksichtigung von fehlenden Daten und vordefinierten Einflussfaktoren wie Urinstatus zu Beginn, Alter und Begleiterkrankungen wurden die Anteile aber auf 29,1 % und 29,0 % korrigiert, der Unterschied war nicht signifikant. Auch symptomatische HWI waren unter Verum nicht seltener (10 vs. 12). Die übrigen sekundären Endpunkte — Tod, Krankenhauseinweisungen, Bakteriurie mit mehrfach resistenten Erregern und Antibiotikaverordnungen generell bzw. wegen HWI — waren ebenfalls unterschiedslos. Entgegen dem postulierten Wirkmechanismus der Cranberry-Kapseln hatte sich der Anteil von E.-coli-Isolaten in den Urinproben der Verumgruppe über die Zeit nicht vermindert. …
Metadaten
Titel
Erneut Negativdaten
Cranberry-Kapseln schützen nicht vor Harnwegsinfekten
verfasst von
Dr. Beate Schumacher
Publikationsdatum
09.12.2016
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Harnwegsinfektionen
Erschienen in
gynäkologie + geburtshilfe / Ausgabe 6/2016
Print ISSN: 1439-3557
Elektronische ISSN: 2196-6435
DOI
https://doi.org/10.1007/s15013-016-1061-3

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