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Orthopädie und Unfallchirurgie
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Publiziert am: 25.06.2023

Anatomie des Fußes

Verfasst von: Andreas Prescher
In der modernen Orthopädie und Unfallchirurgie nimmt der Fuß mittlerweile eine zentrale Stellung ein, sodass auch schon von einem eigenen Spezialbereich „Fußchirurgie“ gesprochen wird. In diesem Sinne ist es nicht verwunderlich, wenn die hoch komplizierte Anatomie des Fußes, die die Grundlage für seine vielfältigen Funktionen und für die komplexe Biomechanik darstellt, eine gesonderte und ausführliche Darstellung erfährt. Hinzu kommt, dass im Bereich des Fußskeletts auch noch zahlreiche anatomische Varianten auftreten können, denen durchaus eine klinische und differenzialdiagnostische Bedeutung zukommen kann. Da solche Sonderfälle in gängigen Anatomiewerken eher nur nebenbei dargestellt werden, ergibt sich die Notwendigkeit, auch diese Spielarten der Natur im Rahmen einer klinisch orientierten anatomischen Bearbeitung detaillierter mit zu berücksichtigen. Selbstverständlich kann die vorliegende Darstellung die Anatomie des Fußes nicht enzyklopädisch erschöpfend, nach Art der alten, klassischen Handbuchbeiträge, behandeln, sodass es durchaus zu Lücken und Vereinfachungen kommt, die dem einen oder anderen Leser unangenehm auffallen. Hierfür bitte ich um Verständnis.

Kurze Entwicklungsgeschichte des Fußes

Für das Verständnis der Struktur „Fuß“ ist ein kurzer Blick in die Entwicklung sehr hilfreich. Der Ausgang liegt nach Steiner und seiner Schülerin Schmidt-Ehrenberg im Fußskelett von Trematops milleri, einem im Perm, also vor ca. 280 Millionen Jahren ausgestorbenen Amphibium. Dieses fossile Lebewesen besaß ein Fußskelett (Abb. 1), das aus zwölf einzelnen, in einer Ebene mosaikartig angeordneten Tarsalelementen bestand. Hinzu kommen noch ein Prähallux und ein Postminimus als Relikte ehemaliger Strahlen. Von diesem Ausgangzustand wird die Entwicklung des Säugetierfußes durch zwei kardinale Prozesse eingeleitet:
1.
Die Anzahl der Tarsalelemente wird reduziert. Dies wird zum einen durch die Verschmelzung von Elementen bewirkt und zum anderen werden auch Elemente aus dem Verband herausgenommen und mit Nachbarknochen fusioniert. Die Tab. 1 stellt diese Prozesse dar.
 
2.
Es kommt zur Überlagerung des medialen Strahles (Talusfuß) über den lateralen (Kalkaneusfuß). Hierdurch wird dann eine gewölbte Architektur erreicht.
 
Durch die Überlagerung ergeben sich verschiedene Folgen für das Fußskelett:
  • Die Fibula verliert ihren Kontakt zum Calcaneus und kann dadurch viel weniger belastet werden.
  • Dies führt zu einer starken Reduktion des Knochens, der jetzt die vor ihm liegende Muskulatur nicht mehr ausreichend unterstützen kann.
  • Dadurch rutschen diese Muskeln auf die Seite und gelangen distal mit ihren Sehnen hinter den Malleolus lateralis.
  • Auf diese Weise wird die Peronaeusgruppe aus den Extensoren gebildet, wobei sich ein Funktionswandel von Extensoren zu Flexoren vollzieht.
Die Unterseite des Talus kommt bei der Überlagerung in Kontakt mit der Oberseite des Calcaneus, sodass ein neues Gelenk, die Articulatio talotarsalis, entsteht. Da in diesem Gelenk Rotationen ablaufen, kommt es zur Ausbildung des Caput tali, das ein typisches Rotationsellipsoid (Steinhäuser 1978) darstellt. Im oberen Sprunggelenk werden jetzt, vereinfacht gesehen, nur noch Scharnierbewegungen realisiert. Weiterhin bedingt die Überlagerung die Quer- und die Längswölbung.
Tab. 1
Ossa tarsalia der primitiven Tetrapoden und der Mammalia
primitive Tetrapoda
Mammalia
Prätarsale (s. Prähallux)
Ø
Tibiale
verschmilzt mit der Tibia
Intermedium, Centrale 1
Talus (s. Astragalus)
Fibulare
Calcaneus
Centrale 2–4
Os naviculare
Tarsale 1
Os cuneiforme mediale
Tarsale 2
Os cuneiforme intermedium
Tarsale 3
Os cuneiforme laterale
Tarsale 4
Os cuboideum
Tarsale 5
Tuberositas ossis metatarsalis V (?)
Posttarsale (s. Postminimus)
Ø
Bei der später erfolgenden Umgestaltung des Greiffußes der Primaten in den Standfuß des Menschen erfolgt ein weiterer wichtiger Schritt: die Anlagerung des 1. Strahls.
Der Greiffuß ist durch einen großen intermetatarsalen Winkel und eine nach medial geneigte, distale Gelenkfläche des Os cuneiforme mediale ausgezeichnet. Diese Verhältnisse werden jetzt verändert, dadurch, dass der große intermetatarsale Winkel stark reduziert wird und die distale Gelenkfläche des Os cuneiforme mediale nach vorne gerichtet wird. Mit diesem Vorgang ist eine Rotation des Os metatarsale I vergesellschaftet, die dazu führt, dass die Nagelplatte der Großzehe horizontal zu liegen kommt.
Von Bedeutung ist, dass die alten Verhältnisse des Greiffußes in der frühen menschlichen Ontogenese noch angelegt werden und sich dann zu den typischen menschlichen Verhältnissen umgestalten. Dabei können die alten Merkmale in allen graduellen Abstufungen erhalten bleiben, was für die Erklärung der Hallux valgus-Entstehung durchaus wichtig ist (Lapidus 1934), da der Metatarsus primus varus zu einer veränderten Zugrichtung der langen Sehnen (Mm. extensor hallucis longus und flexor hallucis longus) führt, was die Hallux valgus-Bildung mechanisch in Gang setzt und perpetuiert (Abb. 2a, b).

Skelett des Fußes

Genereller Aufbau

Das menschliche Fußskelett (Abb. 3a, b) besteht in der Regel aus 28 Einzelknochen, wobei eine vordere und eine hintere Abteilung unterschieden werden können. Die vordere Partie wird von kurzen, monoepiphysären Röhrenknochen gebildet und die hintere von irregulären, spongiösen, kanonischen Tarsalknochen. Innerhalb des Fußskeletts werden drei Gelenklinien beschrieben, die ursprünglich als Amputationslinien verwendet worden sind. Die Lisfrancsche Gelenklinie, die Bona-Jäger-Linie und das Chopartsche Gelenk (Abb. 3a). Weiterhin ist das Fußskelett durch eine Querwölbung und eine Längswölbung charakterisiert, wodurch in der Planta pedis eine Höhlung für die Aufnahme und zum Schutz von Weichgeweben (Muskeln, Sehnen, Leitungsbahnen) entsteht (Abb. 3b). Die Querwölbung ist im Bereich der Basen der Ossa metatarsalia noch gut ausgebildet und wird dann nach distal schwächer. Im Bereich der Mittelfußköpfchen ist die Querwölbung nicht mehr vorhanden, sodass alle Metatarsaleköpfchen zur Gewichtübertragung herangezogen werden. Vor diesem biomechanischen Hintergrund muss betont werden, dass die sog. Dreipunktlagerung des Fußes (Belastung des Metatarsale-I- Köpfchens, des Metatarsale-V-Köpfchens und der Ferse) heute als überholt angesehen werden muss (Debrunner und Jacob 1998). In Längsrichtung werden eine mediale (Talusfuß) und eine laterale Fußsäule (Kalkaneusfuß) unterschieden. Dabei ist die mediale Säule für die Stabilität des Fußes verantwortlich und die laterale für die Dynamik. In der neueren Literatur (Klos et al. 2018) wird gerne auch noch eine besonders stabile mittlere Säule abgegrenzt, sodass ein Dreisäulenmodell resultiert.
Wenn die 2. Zehe die erste überragt, wird von der griechischen Fußform gesprochen. Bei gleichmäßigem Abfall der Zehenlängen von medial nach lateral liegt die Ägyptische Fußform vor, eine gleichlange Ausprägung aller Strahlen charakterisiert den Quadratfuß (Wülker 2002).
Die Längswölbung ist besonders am medialen Fußrand deutlich ausgeprägt.
An den Begriffen „Quergewölbe“ und „Längsgewölbe“ hat sich eine umfangreiche Kritik entzündet. All diese nomenklatorischen Überlegungen sind durch den Vorschlag von Rudolf Fick hinfällig geworden, der den Begriff des verklammmerten Gewölbes für den Fuß eingeführt hat (Fick 1911). Wenn wir in diesem Sinne ein verklammertes Gewölbe haben, muss die Frage gestellt werden, welche Strukturen diese Verklammerung bewerkstelligen. Hier müssen prinzipiell alle Strukturen der Planta pedis genannt werden, wobei aktive (Muskeln) und passive Strukturen (Bänder) unterschieden werden können. Von besonderer Bedeutung sind die von den Fußrändern einstrahlenden langen Sehnen extrinsischer Muskeln: die Sehne des M. peronaeus longus und die Sehne des M. tibialis posterior.
Die Sehne des M. peronaeus longus zieht um das Os cuboideum herum und findet hier ein Hypomochlion. An dieser Stelle ist die Sehne als Gleitsehne ausgebildet und kann in ca. 10 % der Fälle ein Sesambein, das Os peronaeum (Abbildung dazu in Abschn. 2.10), enthalten. In der Planta pedis zieht die Sehne dann durch einen osteofibrösen Kanal, um an der Tuberositas peronea ossis metatarsalis primi zu inserieren. Zerlegt man die eingeleitete Kraft nach dem Kräfteparallelogramm in Vektoren, so erkennt man, dass eine größere Querkomponente und eine kleinere Längskomponente wirksam werden (Abb. 4a) (Tillmann 1977). Das heißt, der M. peronaeus longus wirkt vornehmlich auf die Erhaltung der Querwölbung und nur gering auf die Erhaltung der Längswölbung. Ein anderes Bild ergibt sich für den M. tibialis posterior. Hier zerfällt die eingeleitete Kraft in gleich große Quer- bzw. Längskomponenten, sodass dieser Muskel auf beide Wölbungen kraftvoll einwirkt (Abb. 4b) (Tillmann 1977). Auch der M. adductor hallucis mit seinen beiden Köpfen ist ein bedeutsamer Verspanner. Sein Caput transversum wirkt auf die Ossa metatarsalia und sichert ausschließlich die Querwölbung, wohingegen sein Caput obliquum sowohl Längs- als auch Querwölbung absichert (Abb. 4c) (Tillmann 1977). Die Frage, ob die Fußwölbungen hauptsächlich durch aktive (Muskeln) oder passive (Bänder) Strukturen verspannt werden, konnte durch röntgenkinematografische (Puff und Rosemeyer 1963) sowie elektromyografische Untersuchungen (Basmajian und Bentzon 1954) dahingehend geklärt werden, dass beim Stand der Bandapparat die Verspannung übernimmt, und dass beim Gehen die plantaren Muskeln zusätzlich aktiv werden.
Leider hält sich auch immer noch die falsche Vorstellung vom „Steigbügel“ als wesentliche Sicherungsstruktur der Wölbungen. Als „Steigbügel“ wird die aus M. peronaeus longus und M. tibialis anterior gebildete Sehnenschlinge bezeichnet (Braus und Elze 1954). Es wurde jedoch bereits nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der M. tibialis ant. eine solche Funktion nicht haben kann und im Gegenteil das Längsgewölbe durch Aufspreizung eher abflacht (Kapandji 2006; Kummer 2005).
Die in der Planta pedis angeordneten Strukturen sind ebenfalls für die Verspannung wichtig. Die muskulären Elemente stellen einen aktiven Verspannungsapparat dar. So ist z. B. der M. abductor hallucis für den menschlichen Fuß bezüglich der Abduktion der Großzehe bedeutungslos. Da er aber ein wesentlicher Verspanner der Längswölbung ist, ist er nicht zurückgebildet worden, sondern hat seinen kräftigen Charakter bewahrt. Die wichtigste Verspannungsstruktur ist jedoch die Aponeurosis plantaris (Abb. 5). Hier muss festgestellt werden, dass diese Struktur distal an den Grundphalangen inseriert. Durch diese Befestigung wird die Aponeurose beim Abwickeln des Fußes oder bei der Dorsalextension der Zehen um die Metatarsaleköpfchen herumgezogen (Hypomochlion) und dadurch kraftvoll angespannt. Dieser Mechanismus (Ankerwindenmechanismus oder Windlass-Mechanismus, Hicks 1951, 1954) führt zur Aufrichtung der Längswölbung und zur kräftigen Verspannung, wie durch den Jack-Test oder das Hübscher-Maneuver problemlos demonstriert werden kann. Die Wirkung zeigt sich auch an der Stabilisierung der Articulatio cuneometatarsea prima, die sich durch das Aufeinanderpressen der Gelenkflächen erklärt (Abb. 5b). Weitere verspannende Bänder mit abnehmender Bedeutung sind das Lig. plantare longum und das Lig. calcaneonaviculare plantare. Die Verspannung folgt der Formel (Tillmann 1977; Hirschfeld 1965):
$$ {F}_h=\frac{\mathrm{G}\ast {\mathrm{l}}^2}{8\ast \mathrm{f}} $$
(Fh = Spreizkraft, l = Distanz zwischen den Auflagepunkten, f = Höhe des Gewölbes und G = Gewichtskraft)
Daraus geht hervor, dass bei einem gerade noch kompensierten System bei weiterer Zunahme der Belastung eine weitere Höhenabnahme und damit eine Erhöhung der Spreizkraft resultiert. Dies kann dann nicht mehr kompensiert werden und so beginnt ein Circulus vitiosus, der das Gewölbe letztlich zerstört.

Talus (s. Astragalus)

Am Sprungbein werden drei Abschnitte unterschieden: Corpus tali, Collum tali und Caput tali. Das Corpus tali trägt kranial die Trochlea tali (Abb. 3a), die im vorderen Bereich breiter ist als im hinteren. Weiterhin zeigt die Trochlea eine sagittal eingestellte, flache Einziehung („Rollennute“), die dem medialen Rollenrand parallel verläuft. Der hintere, laterale Rollenrand zeigt manchmal eine abgeschrägte, dreieckige Facette, die als Fawcettsche Facette (Facies articularis intermedia posterior) bezeichnet wird. Sie bildet sich dadurch, dass das Lig. tibiofibulare posterius hier auf dem Rollenrand schleift und etwas abgeknickt wird. Nach Schmidt (1981) kommt auch am vorderen lateralen Rollenrand in ca. 30 % der Fälle eine Facies articularis intermedia anterior vor, die durch das Schleifen des Lig. tibiofibulare anterius bedingt wird. Nach Bassett (1990) ist hierfür besonders eine kaudale, separierte und verdickte Partie („Bassett’s ligament“) des Lig. tibiofibulare anterius verantwortlich (schon von Fick 1904 ausführlich geschildert). Besonders nach Umknicktraumen können nach Bassett (1990) hier chronische Schmerzen entstehen, die die Resektion des Bandzugs notwendig machen.
Der hintere Abschnitt des Corpus tali wird als Processus posterior tali (Abbildung dazu in Abschn. 2.10) bezeichnet und weist ein unscheinbares Tuberculum mediale und ein kräftigeres Tuberculum laterale auf. Zwischen diesen beiden Knochenhöckern liegt der Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi. Seitlich zeigt das Corpus tali einen Fortsatz, den Processus lateralis tali (Abbildung dazu in Abschn. 2.10) der auch abbrechen kann (snowboarder’s ankle). An der Unterseite des Talus findet sich eine große Facies articularis calcanea posterior, eine kleinere Facies articularis calcanea media und eine variable Facies articularis calcanea anterior. Das Caput trägt die Facies articularis navicularis. Facies articularis calcanea media und posterior werden durch den Sulcus tali getrennt, in dem sich zahlreiche Foramina nutricia befinden. Da große Bereiche des Talus (~60 %) überknorpelte Gelenkflächen tragen, können Blutgefäße nur in relativ kleinen Bereichen an der Oberseite des Collum tali, im Bereich des Sulcus tali, an der Hinterkante und schmalen Seitenstreifen eintreten. Somit weist der Talus eine eingeschränkte Vaskularisierung auf. Am Talus selbst entspringen und inserieren keine Muskeln.

Calcaneus

Das Fersenbein ist ein mächtiger spongiöser Knochen, an dem ein Processus anterior calcanei und ein nach medial gerichtetes Sustentaculum tali unterschieden werden (Abb. 3b). Vorne medial an der Unterseite des Processus anterior liegt ein variabel ausgebildeter Knochenhöcker, das Tuberculum calcanei (Abb. 3b), an dem das Lig. plantare longum inseriert. Dorsal findet sich das Tuber calcanei, das plantar einen Processus lateralis und einen Processus medialis tuberis calcanei zeigt (Abb. 3b). Das Tuber calcanei ist im Wachstumsalter als Apophyse noch vom eigentlichen Calcaneus getrennt. Diese Fuge verschmilzt um das 15.–18. Lebensjahr (Hohmann 1934). Die laterale Fläche des Calcaneus zeigt oft eine kleine knöcherne Prominenz, die Trochlea peronealis, die ein Hypomochlion für die Sehne des M. peronaeus longus bildet (Abb. 6a). Auf der medialen Fläche findet sich unmittelbar unter dem Sustentaculum tali der Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi (Abb. 6b). Hier sind auch regelmäßig größere Foramina nutricia zu finden, die sich oft auch auf seitlichen Röntgenaufnahmen darstellen.
Die kraniale Fläche des Calcaneus trägt drei Gelenkfacetten: Facies articularis talaris anterior (auf dem Processus anterior), media (auf dem Sustentaculum tali) und posterior (Abb. 7a). Die mittlere und die hintere Facette sind durch den Sulcus calcanei getrennt. Vor der hinteren Facette finden sich ebenfalls regelhaft Foramina nutricia, in die Äste der A. sinus tarsi eintreten. Da Kalkaneusfrakturen häufig eine Gelenkbeteiligung zeigen, ist die Ausprägung der Gelenkflächen für die Wiederherstellung sehr wichtig. Deshalb ist die Variabilität der Gelenkflächen (Abb. 7ae) auch klassifiziert worden. Unterschiedlich detailreiche Einteilungen sind im Gebrauch (Bunning und Barnett 1963, 1965; Gupta et al. 1977; Forrol Campos und Gomez Pellico 1989). In allen Klassifikationen taucht die Möglichkeit des Zusammenfließens der mittleren mit der hinteren Gelenkfläche auf. Ist dies der Fall, wird von einer Articulatio talotarsalis communis (v. Hochstetter 1953) gesprochen. Bei dieser besonderen anatomischen Konstellation (Abb. 7e) besteht eine Kommunikation der vorderen Kammer des unteren Sprunggelenkes (Art. talocalcaneonavicularis) mit der hinteren (Art. subtalaris). Außerdem endet der Canalis tarsi blind und hat keine Beziehung zur medialen Seite.
Der Sagittalschnitt des Calcaneus (Abb. 6c) zeigt die innere Architektur. Es findet sich eine trajektorielle Anordnung der Spongiosabälkchen, wobei im Zentrum ein fast spongiosafreier, dreieckiger Bezirk auffällt. Dieses Areal wird „neutrales Dreieck“ (Trigonum calcis, pseudocyst triangle) genannt. Weiterhin zeigt sich unter der hinteren Gelenkfläche eine deutliche Verdichtung der Spongiosa, die als Thalamus calcanei bezeichnet wird. Das neutrale Dreieck darf nicht mit pathologischen Prozessen (Osteolysen, Lipom) verwechselt werden.
Am Calcaneus müssen noch zwei für die Traumatologie wichtige Winkel erwähnt werden (Abb. 6d). Der Böhler-Winkel sollte ca. 20–40° betragen. Der Gissane-Winkel ca. 120–145°.
Weiterhin fällt an dem Durchschnitt auf, dass der Processus lateralis tali meißelartig auf den Calcaneus gerichtet ist. Dies ist wichtig, da Stauchungstraumen hierdurch typische Kalkaneusfrakturen erzeugen können.

Os cuboideum

Beim Os cuboideum (Abb. 3a, b) handelt es sich um einen viereckigen Knochen, wobei die laterale Seite (Außenseite) deutlich kürzer ist als die mediale (Innenseite). Proximal findet sich eine sattelförmige Gelenkfläche zur Verbindung mit dem Calcaneus, distal eine konvexe. Diese konvexe Fläche wird durch einen leicht erhabenen Knochengrat in eine größere laterale Partie für die Basis des Os metatarsale V und eine kleinere, mediale für die des Os metatarsale IV geteilt. Unmittelbar hinter der Gelenkfläche für das Os metatarsale V liegt eine Knochenrinne, der Sulcus tendinis musculi peronaei longi (Abb. 3b), die nach dorsal von einer wulstförmigen Knochenerhebung, der Tuberositas ossis cuboidei, begrenzt wird. Diese Rinne setzt sich auf die Plantarfläche fort und nimmt die Sehne des M. peronaeus longus auf. Im hinteren Bereich der Rinne, auf den Knochenwulst übergreifend, ist die Knochenstruktur sehr glatt und wird von einer Knorpelschicht bekleidet. Hier wird ein Hypomochlion für die Sehne des M. peronaeus longus geschaffen, an dem die Umlenkung der Sehne in die Fußsohle stattfindet. Die proximale mediale Ecke des Kuboids ist zu einem stumpfen Knochenfortsatz ausgezogen, der als Processus calcaneus (s. styloideus) ossis cuboidei (Abb. 3b) bezeichnet wird. Die mediale Fläche des Kuboids weist eine Gelenkfläche für das Os cuneiforme laterale auf. In manchen Fällen existiert auch noch eine akzessorische Facies articularis für eine inkonstant auftretende Gelenkbildung zum Os naviculare.

Os naviculare

Der Knochen zeigt proximal eine deutlich konkave Gelenkfläche für das Caput tali (Abbildung dazu in Abschn. 2.10). Distal finden sich durch knöcherne Leisten abgegrenzte Gelenkflächen für die drei Keilbeine. Dabei ist die mediale Facette am größten und die mittlere am kleinsten. Als Variante kann an der lateralen Fläche noch eine kleine Facette für das Os cuboideum ausgebildet sein (Articulatio cubo-navicularis: in ~50,4 % vorhanden n. Pfitzner 1896). Die proximale Gelenkfläche zeigt zwei Formvarianten: eine ovaläre Ausprägung und eine viereckige mit zipfeliger, lateraler Ausziehung nach kaudal. Dieser Knochenfortsatz wird nach Pfitzner (1896) als Proc. plantaris lateralis bezeichnet und soll auf die Assimilation eines Os cuboideum secundarium zurückgehen. In seltenen Fällen kann dieser Fortsatz auch als isoliertes akzessorisches Knochenelement auftreten. Die Oberfläche des Os naviculare ist größtenteils überknorpelt, sodass für den Eintritt von Blutgefäßen im Wesentlichen nur die dorsale und die schmale plantare Fläche zur Verfügung stehen. Somit weist auch das Os naviculare eine eingeschränkte Vaskularisation auf, was bei operativen Maßnahmen berücksichtigt werden sollte und die avaskulären Nekrosen (Morbus Köhler I im Jugendalter und Müller-Weiß-Syndrom im Erwachsenenalter) erklärt. Medial findet sich die prominente Tuberositas ossis navicularis (Abbildung dazu in Abschn. 2.10), an der ein Teil der Sehne des M. tibialis posterior inseriert und die als tastbarer Knochenhöcker eine wichtige anatomische Landmarke darstellt.

Ossa cuneiformia

Die drei Keilbeine (Os cuneiforme mediale, intermedium und laterale) (Abb. 3a, b) machen ihrem Namen alle Ehre. Es handelt sich tatsächlich um keilförmige Knochenelemente, die durch ihre gewölbeartige Anordnung für die Ausbildung der Querwölbung mitverantwortlich sind. Das Os cuneiforme mediale ist das größte Keilbein und weist eine distale, fast plane Gelenkfläche für das Os metatarsale I auf. Das Os cuneiforme intermedium ist der kleinste Knochen, wodurch die Lisfrancsche Gelenklinie deutlich nach dorsal versetzt wird (Abb. 3a). Hierdurch wird eine sehr stabile Einzapfung der Basis des Os metatarsale II erreicht. Der Knochenkern des Os cuneiforme laterale erscheint um das 1. Lebensjahr und damit deutlich vor den Knochenkernen der beiden anderen Cuneiformia.

Ossa metatarsalia

Bei den Ossa metatarsalia handelt es sich um kurze, monoepiphysäre Röhrenknochen, an denen eine Basis, ein Corpus und ein Caput unterschieden werden. Die Basis ist an den Knochen II–IV durch seitliche Gelenkflächen für die Artt. intermetatarseae charakteristisch ausgebildet. Am 1. Strahl findet sich die mächtige Tuberositas peronea (Abb. 3b) für die Insertion des M. peronaeus longus. Am Os metatarsale V dient die zapfenförmig nach proximal gerichtete Tuberositas ossis metatarsalis quinti (Abb. 3a) der Insertion der Sehne des M. peronaeus brevis. Die Schäfte weisen eine von medial nach lateral zunehmende Torsion auf und zeigen eine plantar gelegene Konkavität. Das Caput ist keine kugelige Struktur, sondern erscheint seitlich zusammengedrückt. Die Gelenkfläche bildet in der Seitenansicht eine V-Form, mit einem kranialen und einem nach plantar ausgezogenen Anteil. Der plantare Gelenkflächenanteil läuft in zwei Zipfel aus, wobei der laterale meistens größer ist (Abb. 3b). Zwischen diesen beiden Anteilen befindet sich eine unterschiedlich ausgebildete Mulde. Die Epiphysenfuge liegt beim 1. Strahl proximal, bei den übrigen distal. Das Köpfchen des Os metatarsale I zeigt plantar eine deutliche Crista intersesamoidea, wodurch Führungsrinnen für die Ossa sesamoidea gebildet werden. Bei steil stehendem Os metatarsale I (z. B. hoher Absatz) kommen die Ossa sesamoidea jedoch vor der Crista zu liegen, sodass sie nicht mehr in ihren Führungsrinnen gesichert sind. Aus diesem Grunde fördern hohe Absätze die Subluxation der Sesambeine (Debrunner und Jacob 1998).

Ossa digitorum pedis

Bei den Ossa digitorum pedis handelt es sich um kleine, monoepiphysäre Röhrenknochen, bei denen die Epiphysenfuge proximal liegt und die sich zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr schließt. Im Bereich des 1. Strahles (Hallux) werden eine Phalanx proximalis und eine Phalanx distalis unterschieden. An den übrigen Strahlen findet sich noch eine Phalanx media. Am 5. Strahl (Digitus minimus) ist die Phalanx media häufig (~30 %) mit der Phalanx distalis verwachsen. An den Phalangen werden eine Basis, ein Corpus und ein Caput phalangis unterschieden. Das proximale Ende weist eine rundlich-ovaläre, leicht konkave Gelenkpfanne auf, die plantar, sowohl medial als auch lateral, von einem kleinen Knochenhöckerchen für Bandinsertionen und Insertionen der Mm. interossei flankiert wird. An der Phalanx distalis findet sich eine spatelförmige Tuberositas unguicularis (s. phalangis distalis) für die Befestigung des Bindegewebes der Zehenbeere. Die übrigen distalen Gelenkflächen sind rollenförmig und weisen mittig eine Einziehung auf, die als Gelenkführungseinrichtung dient.

Ossa sesamoidea

Am Großzehengrundgelenk kommen in fast 100 % der Fälle zwei typische Sesambeine (Abb. 3b und 8a) vor. Das kräftige tibiale Sesambein (Os sesamoideum tibiale s. mediale) zeigt eine längliche Gestalt, wohingegen das laterale (Os sesamoideum fibulare s. laterale) eine rundliche Form zeigt (Abb. 8a). Für den Menschen typisch ist eine nach distal gerichtete, kleine Auszipfelung der Knochen (Abb. 8a). Die beiden Sesambeine liegen in Führungsrinnen am Köpfchen des Os metatarsale I und werden durch die Crista intersesamoidea des Köpfchens stabilisiert. Bei der Entwicklung eines Hallux valgus bleibt der Sesambeinkomplex an seiner angestammten Stelle liegen. Das Metatarsaleköpfchen jedoch wird aus dem Sesambeinlager herausgedreht. Dies führt im weiteren Entwicklungsgang zu einem vollständigen Abschleifen der Crista intersesamoidea.
Die Blutgefäßversorgung kommt nach Sobel et al. (1992) hauptsächlich von proximal und plantar, sodass chirurgische Maßnahmen am besten an den Seiten erfolgen. Avaskuläre Nekrosen (Morbus Renander) kommen vor.
Geteilte Formen (Abb. 8b, c) wurden schon frühzeitig ausführlich (Kewenter 1936) beschrieben und können klinische und differenzialdiagnostische Bedeutung erlangen. Das tibiale Sesambein zeigt häufiger eine Zweiteilung als das fibulare. Hingewiesen sei auch noch auf den von Gutman (1947) beschriebenen Sesamoidmechanismus. Dieser Mechanismus führt bei Hochdrücken der Sesambeine zu einer Subluxation des Großzehengrundgelenks und durch die Anspannung der Bandstrukturen zu einer Blockade des Gelenks. Gutman (1947) sieht in diesem Mechanismus einen wichtigen Stabilisierungsfaktor für die Standsicherheit. Die Sesambeine übertragen die Last des Körpers auf den Untergrund, ohne dass die Sehne des M. flexor hallucis longus durch den Druck belastet wird. Die Sehne des M. flexor hallucis longus liegt in einem osteofibrösen Kanal, der aus den beiden Sesambeinen und dem Lig. intersesamoideum gebildet wird (Abb. 8d).
Am lateralen Sesambein inserieren das Caput laterale des M. flexor hallucis brevis und der M. adductor hallucis mit seinen beiden Köpfen. Die kräftige Sehne des M. adductor hallucis beansprucht praktisches Interesse, da sie beim lateralen Release aufgesucht und durchtrennt werden muss. Am medialen Sesambein setzen das Caput mediale des M. flexor hallucis brevis und der M. abductor hallucis an.
Am Hallux kommt in ~50 % der Fälle ein interphalangeales Sesambein (Abb. 3b) vor. Dieser kleine, spindelförmige Knochen kann als Repositionshindernis bei Luxationen des Endglieds in Erscheinung treten. Weiterhin kann sich dieser Knochen beim diabetischen Fuß durch die Haut drücken und ein schlecht heilendes Ulkus verursachen. An der Art. metatarsophalangea des 5. Strahls kommen in 6,8 % der Fälle ein laterales und in 5,5 % ein mediales Sesambein vor.

Wichtige akzessorische Elemente

Im Bereich des Fußes werden zahlreiche akzessorische Elemente beobachtet, die z. T. auch eine klinische Bedeutung haben. Für die Erklärung der akzessorischen Elemente können drei Ansätze verfolgt werden, die in der Tab. 2 zusammengestellt werden. An dieser Stelle sollen nur die wichtigsten Vertreter der Ossa accessoria besprochen werden. Ein detailliertes Studium kann in Spezialwerken erfolgen (z. B. Pfitzner 1896; Marti 1947; Trolle 1948; O’Rahilly 1953; Köhler und Zimmer 1989; Keats 1990; Rammelt und Filler 2015).
Tab. 2
Erklärung akzessorischer Elemente
phylogenetisch:
alte Tarsalelemente werden wieder selbstständig
ontogenetisch:
Knochenkerne persistieren nach Abschluß des Wachstums
traumatisch:
kleinere Absprengungen und Knochen-, Bandausrisse heilen nur pseudarthrotisch aus
Os trigonum tarsi
Beim Os trigonum handelt es sich um einen 1804 von Johann Christian Rosenmüller (Rosenmüller 1804) erstmalig beschriebenen Knochen, der dem Os intermedium entsprechen soll (von Bardeleben 1883; Albrecht 1883). Tritt dieses Element deutlich hervor, wird das Tuberculum laterale des Processus posterior tali zungenförmig vergrößert (Abb. 9b). Dieser Knochenfortsatz wird auch als Stiedascher Fortsatz bezeichnet. Bei weiterer Verselbstständigung tritt eine feine Fissurlinie innerhalb des Stiedaschen Fortsatzes auf, bis schließlich ein dreieckiges Knochenelement (Name!) isoliert wird (Abb. 9c). Dieses Element bleibt aber immer noch durch einen knöchernen Fortsatz vom Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi getrennt. Somit kann am Tuberculum laterale eine Pars trigona und eine Pars propria unterschieden werden (Pfitzner 1896). Das Os trigonum tritt mit einer Häufigkeit von ~7 % auf (Pfitzner 1896) auf, wobei die Angaben in weiten Grenzen variieren. Geteilte Formen kommen gelegentlich vor.
Das Os trigonum kann durch direkte Traumatisierung auffällig werden oder aber durch ein posterolaterales Impingement. Dies wird besonders häufig bei Balletttänzern und Fußballspielern beobachtet und als Os-trigonum-Syndrom bezeichnet. Eine Entfernung kann in diesen Fällen indiziert sein.
Will man den alten Begriff der Shepherdschen Fraktur noch verwenden, so kann man damit einen traumatischen Abbruch des Processus posterior tali bezeichnen oder aber eine Fraktur des Stiedaschen Fortsatzes. In diesen Fällen reicht das Fragment direkt an den Sulcus tendinis m. flexoris hallucis longi heran (Abb. 9d). Shepherd (1882) beschrieb seinerzeit jedoch keine Fraktur, sondern fehlinterpretierte das Os trigonum als solche.
Os tibiale externum
Das Os tibiale externum am medialen Fußrand wurde bereits von Caspar Bauhin im Jahre 1605 (zitiert n. Marti 1947) beschrieben. Es stellt eine deutlich vergrößerte und isolierte Tuberositas ossis navicularis dar, die mit dem eigentlichen Os naviculare über eine Koaleszenzfläche verbunden ist. Bei idealer Ausbildung handelt es sich um einen herz- oder tropfenförmigen Knochen. In der Orthopädie werden drei radiologisch unterscheidbare Typen des Os tibiale externum differenziert (s. Tab. 3). Der Typ 1 (Abb. 10d) sollte aber unbedingt separat betrachtet werden, da es sich um ein typisches Sesambein in der Sehne des M. tibialis posterior handelt. Somit würde die korrekte Bezeichnung auch „Sesamum tibiale externum“ lauten. Die Unterscheidung ist wichtig, da das Sesamum tibiale externum eigentlich nie symptomatisch wird. Beim Os tibiale externum hingegen handelt es sich nach Marti (1947) um keine harmlose Fußvarietät. Der Typ 2 (Abb. 10c) stellt das eigentliche, wahre Os tibiale externum da und der Typ 3 (Abb. 10b) beschreibt ein Os naviculare mit mächtig ausgeprägtem, nasenartig nach kaudal gerichtetem, festsitzendem Processus tuberositatis ossis navicularis. Der Fortsatz ist durch einen stark eingetieften Sulcus vom eigentlichen Os naviculare getrennt. Dieser Typ III wurde von Uhrmacher (1934) auch als Os naviculare cornutum bezeichnet.
Tab. 3
Variationen der Tuberositas ossis navicularis
► TYP 1: Sesamum tibiale externum
► TYP 2: Os tibiale externum
► TYP 3: Os naviculare cornutum
Das Os tibiale externum weist eine intensive Beziehung zur Sehne des M. tibialis posterior auf, wie Kiter (1999, 2000) eindrucksvoll nachwies. Dadurch, dass die Sehne an einem instabilen Knochen inseriert und nur einen geringen Hub aufweist, wird sie in diesen Fällen frühzeitig insuffizient. Dies erklärt die häufige Kombination des Os tibiale externum mit einem Pes planovalgus (Kidner 1929; Chater 1962). Bei einer operativen Entfernung des Akzessoriums muss eine sorgfältige Reinsertion der Sehne vorgenommen werden.
Os intermetatarseum
Bei dem von Wenzel Gruber (1852) erstmalig beschriebenen Os intermetatarseum (Abb. 11a) handelt es ich um ein kleines, variables Knochenelement, das im Winkel zwischen Os metatarsale I, Os cuneiforme mediale und Basis ossis metatarsalis II liegt. Es wird eine Häufigkeit von 7,5–10 % (Gruber 1852; Pfitzner 1896) angegeben. Der Knochen macht in der Regel keine Beschwerden, kann aber bei der Anlegung des 1. Strahles im Rahmen einer Lapidusarthrodese stören und kann dann problemlos entfernt werden. Das Os intermetatarseum kann als Relikt eines zurückgebildeten Binnenstrahles angesehen werden.
Os peronaeum (Abb. 11b)
Bei diesem Knochen handelt es ich um ein typisches Sesambein in der Sehne des M. peronaeus longus, das eine Häufigkeit von ~10 % aufweist (Pfitzner 1896). Nach Marti (1947) scheint dem Os peronaeum keine größere unfallmedizinische Bedeutung zuzukommen, obwohl Frakturen beschrieben worden sind. Geteilte Formen kommen ebenfalls vor. Der Knochen kann jedoch durch degenerative Veränderungen schmerzhaft werden, es wird dann von einem „painful os peroneum syndrom“ (POPS) gesprochen.
Calcaneus secundarius
Beim Calcaneus secundarius handelt es sich um ein akzessorisches Element an der vorderen oberen Kante des Processus anterior calcanei. Es wird eine Häufigkeit von ~2 % angegeben (Pfitzner 1896). In der seitlichen Röntgenaufnahme ist der Knochen zwischen Navikulare und Calcaneus nachweisbar. Nach Pfitzner (1896) kann er, wie auch das Os cuboideum secundarium, eine kalkaneonavikuläre Synostose vermitteln. Neben echten, anlagemäßigen Elementen kommen jedoch auch pseudarthrotisch ausgeheilte, traumatische Kantenabsprengungen nach Chopart-Verletzungen und Supinationstraumen (Hellpap-Linie!) vor, wobei die Differenzialdiagnose schwierig sein kann. Der Calcaneus secundarius darf nicht mit dem Begriff Calcaneus accessorius verwechselt werden, den Pfitzner (1896) für ein isoliertes Tuberculum peronaeum (s. Proc. trochlearis calcanei) reserviert hat.

Konkreszenzen

Neben der Vermehrung von Elementen kommt auch eine Verminderung von Tarsalelementen vor. Diese Verminderung kann sowohl auf eine durch akzessorische Elemente vermittelte Verschmelzung von kanonischen Knochen zurückgeführt werden als auch auf ein Ausbleiben der mesenchymalen Segmentation (Caffey 1961). In der Klinik wird hierbei häufig von „Koalitionen“ gesprochen, wobei die Details, z. B. vollständige knöcherne Vereinigung oder fibröse bzw. knorpelige Brückenbildung, bei fortbestehender knöcherner Diskontinuität keine Beachtung finden. Pfitzner (1896) hat hier Begriffe mit exakten Definitionen eingeführt (s. Tab. 4), wobei der Oberbegriff für jegliche Art von Verschmelzungserscheinung „Konkreszenz“ ist. Die Verschmelzungen haben z. T. eine erhebliche klinische Bedeutung, sowohl für die Traumatologie als auch für die Funktionsfähigkeit des Fußes (kontrakter Pes planovalgus!). An dieser Stelle seien nur die wichtigsten Formen kurz vorgestellt.
Tab. 4
Klassifikation der Verschmelzungserscheinungen (Konkreszenzen) n. Pfitzner 1896
Koaleszenz
► Verschmelzungserscheinungen bei fortbestehender Diskontinuität
Synostose
► Knochenkontinuität ohne Einfluss auf die spezifische Außenform aller einzelnen Komponenten
Fusion
► Verschmelzung (Vereinigung zu einer einheitlichen Gesamtform)
Assimilation
► Verschwinden der einen Komponente zu Gunsten einer weitergehenden Ausbildung der anderen
Tab. 5
Funktionen des M. tibialis posterior
► Plantarflexion im OSG
► Adduktion
► Inversion im USG
► zentriert Tuber calcanei
► blockiert Chopartgelenk
► verspannt Quer- und Längswölbung
Concrescentia calcaneonavicularis
Diese Entität kann durch eine breite fibröse oder kartilaginäre Brücke (Abb. 12a) oder auch durch eine ossäre, synostotische Vereinigung entstehen (Abb. 12b). Häufig findet sich gleichzeitig eine „Talusnase“ (talar beak).
Concrescentia talocalcanearis
Die Verschmelzungserscheinungen liegen meist auf der medialen Seite im Bereich des Sustentaculum tali. Auch hier können Synostosen, fibröse oder kartilaginäre Überbrückungen gesehen werden. Auch eine Interkalation des Os sustentaculi, das diese Konkreszenz vermitteln kann, muss erwähnt werden. Radiologisch ist die talokalkaneare Konkreszenz durch das „C-Zeichen“ charakterisiert (Abb. 12c), auch eine Talusnase wird häufig gesehen. Wenn diese Konkreszenz vor dem 4. Lebensjahr (Imhäuser 1971) die Rotation im unteren Sprunggelenk unmöglich macht, kann das obere Sprunggelenk im Rahmen einer funktionellen Anpassung in ein Kugelgelenk (ball and socket ankle joint, Lamb 1958) umgestaltet werden (Steinhäuser 1968; Imhäuser 1971). Es findet sich dann ein typischer „Kugeltalus“ (Abb. 12c, d).
Concrescentia talonavicularis
Diese sehr seltene Form führt immer zu funktionellen Einschränkungen, da das talonavikuläre Gelenk ja das Schlüsselgelenk des Fußes darstellt. Evtl. wird die fehlende Beweglichkeit durch eine besonders mobile Art. cuneonavicularis (s. innominata) kompensiert (Blencke 1926).

Formstörungen des Fußskeletts

Haglundexostose
Bei der Haglundexostose (schlechte Terminologie, da pathologisch-anatomisch keine Exostose!) handelt es sich um eine nach kranial gerichtete Ausziehung der oberen oder dorsolateralen Kante des Tuber calcanei. Durch diese Formstörung und Druck von außen (z. B. Schuhdruck) kann es zu einer retrokalkanearen Bursitis kommen.
Silfverskiöld-Exostose
Bei dieser Formstörung handelt es sich um eine Knochenprominenz oder auch Osteophytenbildung im Bereich der dorsalen Kanten der Articulatio cuneometatarsea prima. Diese Vorsprünge können ebenfalls durch Druck von außen (Schuhdruck!) gereizt und schmerzhaft werden oder auch die darüber hinweg laufende Sehne des M. extensor hallucis longus irritieren. Auch für diese Entität ist der Begriff „Exostose“ nicht passend.
Facies articularis intermetatarsea prima
An der lateralen Fläche der Basis des Os metatarsale I kommt eine kleine, ovaläre, oft sockelartig erhöhte Gelenkfläche vor, die mit hyalinem Knorpel belegt ist und von einer kleinen Gelenkkapsel umschlossen wird. Diese Gelenkfläche hat meistens keinen Artikulationspartner und kommt häufiger bei Frauen als bei Männern vor. Die Variante wurde 1871 von Gruber erstmalig beschrieben (Gruber 1871). Pfitzner (1896) gibt eine Häufigkeit von 35 % an. Wenn davon ausgegangen wird, dass zwischen dem 1. und dem 2. Strahl ein Binnenstrahl während der Entwicklung verloren gegangen ist, erklärt sich die Gelenkfläche problemlos. Es handelt sich dann um eine intermetatarsale Kontaktfläche für den ehemaligen Strahl, die aus dem Dunkel der Geschichte wieder auftaucht. Wenn diese Knochenprominenz bei der Lapidusarthrodese stört, kann sie problemlos abgetragen werden (Abb. 11c).
Tuberculum peronaeum (s. Proc. trochlearis calcanei)
Beim Tuberculum peronaeum (Abb. 11d) handelt es sich um eine beträchtliche Vergrößerung der normalerweise nur mäßig prominenten Trochlea peronealis auf der lateralen Fläche des Calcaneus, direkt oberhalb des Sulcus tendinis m. peronaei longi und unmittelbar unterhalb der Fibulaspitze. Das Tuberculum bildet einen weit nach lateral vorspringenden Knochenfortsatz, der zwischen den beiden Peronealsehnen liegt. Die Sehne des M. peronaeus brevis liegt oberhalb, die des Peronaeus longus darunter (Hypomochlion!). In manchen Fällen kann sich das Tuberculum isolieren oder durch ein Trauma abgerissen werden. Anlagemäßige, eigenständige Gebilde (Apophysen) werden als Calcaneus accessorius (s. Os trochleare calcanei) bezeichnet. Durch Druck von außen (z. B. Schuh) kann der prominente Knochenhöcker schmerzhaft werden und klinisches Interesse beanspruchen.

Gelenke des Fußes

Oberes Sprunggelenk (Articulatio talocruralis)

Die Malleolengabel ist die Gelenkpfanne des oberen Sprunggelenks. Sie wird durch das distale Tibiaende mit dem Malleolus medialis und durch den in die Incisura fibularis eingelegten Malleolus lateralis der Fibula gebildet. Das distale Tibiaende wird auch als Pilon tibiale (Stößel, Stampfer) bezeichnet, ein Begriff, der durch Destot (1911) eingeführt wurde und das Erscheinungsbild hervorragend charakterisiert. Die Gelenkfläche des distalen Tibiaendes (Facies articularis inferior, Plafond) weist eine leichte Neigung nach dorsal auf und wird ventral durch den Knochenrand überragt. Die laterale Gelenkfläche des Malleolus medialis zeigt eine typische Neigung von ~60° gegenüber der Facies articularis inferior. Die mediale Seite des Malleolus lateralis weist die Facies articularis malleoli lateralis auf, die nach proximal durch eine rauhe Knochenleiste begrenzt wird. Diese Leiste bildet sich in der a.p.-Aufnahme als kleine ossäre Nase ab, die in der Radiologie als Webersche Nase bezeichnet wird. Die Weber-Nase zeigt bei korrekter Höheneinstellung der Fibula genau in den Gelenkspalt. Die Befestigung der Fibula in der Incisura fibularis der Tibia geschieht nur durch Bänder, sodass eine typische Syndesmose (Syndesmosis tibiofibularis) vorliegt. Vorne befindet sich das Lig. tibiofibulare anterius, hinten das Lig. tibiofibulare posterius und zwischen den Knochen liegt das Lig. tibiofibulare interosseum. Das vordere Syndesmosenband befestigt sich an einem flachen Knochenhöcker der distalen Tibia, dem Tubercule de Tillaux-Chaput. Im Bereich der Fibula findet die Insertion an einem kleinen Knochengrat statt, der als Tuberculum Wagstaffe bezeichnet wird. Diese Insertion kann aus dem Knochen ausreißen (Wagstaffe-Fragment) und auch das Tubercule de Tillaux-Chaput kann abgerissen werden. Ein kleiner Gelenkrezessus (Recessus tibiofibularis) erstreckt sich vom oberen Sprunggelenk in die Syndesmose hinein. Auch eine kleine synoviale Falte, die Plica synovialis tibiofibularis, kann hier regelmäßig gesehen werden. In die Malleolengabel ist die Trochlea tali, die mittig leicht rinnenartig eingezogen ist, eingesetzt. Die mediale Seitenfläche der Trochlea trägt eine elliptische Gelenkfläche, die laterale eine viereckige, stark konkave. Hier wird auch von einem Sustentaculum fibulae gesprochen (Rigault et al. 1961).
Auf der lateralen Seite des oberen Sprunggelenks liegt der Außenbandapparat. Er besteht aus dem Lig. talofibulare anterius, dem Lig. calcaneofibulare und dem Lig. talofibulare posterius. Der schwächste Anteil ist das ~1 cm breite, oft auch zweigeteilte Lig. talofibulare anterius. Das Lig. calcaneofibulare verläuft vom Außenknöchel schräg nach hinten und inseriert an der Seitenfläche bzw. oberen Kante des Calcaneus. Das sehr kräftige Lig. talofibulare posterius, auch oftmals zweigeteilt, liegt sehr tief und versteckt hinter dem Außenknöchel und inseriert an der Pars trigona des Tuberculum laterale des Proc. posterior tali. An der Hinterkante des Plafonds ist auch noch der Arcus fibrocartilagineus articuli cruro-talaris („tibial slip“) als Gelenklippe ausgebildet (Fick 1904). Medial liegt das sehr kräftige Lig. deltoideum, das aus vier Anteilen (Pars tibionavicularis, Pars tibiotalaris anterior, Pars tibiocalcanea und Pars tibiotalaris posterior) besteht. Diese Anteile sind in einer oberflächlichen (Pars tibionavicularis, Pars tibiocalcanea und Pars tibiotalaris posterior) und einer tiefen Schicht (Pars tibiotalaris ant.) angeordnet. Im oberen Sprunggelenk finden Scharnierbewegungen (Plantarflexion, Dorsalextension) statt. Diese Bewegungen sind aber keine reinen Scharnierbewegungen, sondern jeweils mit einer geringen Rotation des Talus kombiniert. Bei der Plantarflexion rotiert der Talus nach medial-innen, bei der Dorsalextension nach lateral-außen. Dieser Ablauf widerspricht dem einachsigen Verständnis des oberen Sprunggelenkes (Schmidt 1981). Bei der Plantarflexion liegt die schmale, hintere Trochleapartie in der Malleolengabel, sodass seitliche Bewegungen und Rotationen ermöglicht werden. Es besteht eine gewisse Instabilität. Bei der Dorsalextension hingegen wird der breite, vordere Trochleaabschnitt in die etwas aufgespreizte Malleolengabel eingepresst, was eine erhebliche Stabilität bedingt.

Unteres Sprunggelenk (Art. talotarsalis)

Das untere Sprunggelenk ist ein kompliziertes Gelenk, das aus zwei vollständig getrennten Gelenkkammern, die jedoch eine funktionelle Einheit bilden, zusammengesetzt wird. In der vorderen Kammer, der Art. talocalcaneonavicularis, stehen die Facies articularis talaris anterior und media mit den korrespondierenden Gelenkflächen des Talus in Verbindung sowie das Caput tali mit der proximalen Gelenkfläche des Os naviculare.
Das hintere Gelenk, die Art. subtalaris, wird durch die Facies articularis talaris posterior und die Facies articularis calcanea posterior gebildet. Beide Gelenkkammern werden jeweils von einer eigenen Gelenkkapsel umschlossen und durch das mächtige Lig. talocalcaneum interosseum voneinander getrennt. Dieses Band wird aus mehreren Lamellen (Abb. 13a), die durch ein zartes, fetthaltiges Bindegewebe voneinander getrennt werden, zusammengesetzt und enthält auch Propriozeptoren.
Für die verschiedenen Bandanteile hat Schmidt (1978) eine Nomenklatur entwickelt. Das Lig. talocalcaneum interosseum liegt sowohl im Canalis tarsi als auch im Sinus tarsi, wo eine Verbindung zum Retinaculum mm. extensorum inferius besteht.
Zwischen Os naviculare, Os cuboideum und Calcaneus liegt eine große skelettäre Lücke, die durch das Lig. calcaneonaviculare plantare (Pfannenband) geschlossen wird. Die für das Band in der angloamerikanischen Literatur verbreitete Bezeichnung „spring ligament“ ist wegen der fehlenden elastischen Eigenschaften nicht gerechtfertigt und daher abzulehnen (von Volkmann 1972). Am Lig. calcaneonaviculare plantare lassen sich drei Abschnitte unterscheiden. Lateral liegt ein stark vaskularisiertes, oft synoviale Menisci ausbildendes, von Synovialmembran überzogenes Fettpolster, das die Synovia für die ausgedehnten Knorpelflächen erzeugt. In der Mitte befindet sich die Fibrocartilago navicularis und medial liegt das ~1–1,5 cm dicke Lig. calcaneonaviculare mediale (s. Lig. neglectum). Am besten können diese Strukturen übersehen werden, wenn der Talus aus dem unteren Sprunggelenk exartikuliert wird (Abb. 13a). Von Volkmann (1972) stellte fest, dass das Lig. calcaneonaviculare plantare und der plantare Ast der Sehne des M. tibialis posterior den Taluskopf nicht tragen können. Die für die Positionssicherung des Talus wichtige Struktur ist vielmehr das bisher stark vernachlässigte Lig. calcaneonaviculare mediale s. mediodorsale, weshalb es von v. Volkmann (1970) auch den Namen „Lig. neglectum“ erhielt. Dieser Bandzug bildet zusammen mit dem Os naviculare und der Pars calcaneonavicularis des Lig. bifurcatum eine osteofibröse Schleuder, die den Talus in seiner Position hält (Abb. 13b). Wichtig ist auch noch, dass sich das Lig. calcaneonaviculare mediale bis auf den Fußrücken hochzieht, sich dort unter das Lig. talonaviculare schiebt und an der medialen Hälfte des proximalen, kranialen Kahnbeinrandes inseriert (Abb. 13b). Diese Topografie wird in der Bezeichnung „Lig. calcaneonaviculare mediodorsale“ gewürdigt. Die dorsalen Fasern sind sehr wichtig, da sie das laterale Abrutschen des Os naviculare verhindern.
Ein weiteres wichtiges Band des unteren Sprunggelenkes ist das Lig. talonaviculare. Bei diesem Band handelt es sich um eine breite, am Fußrücken gelegene Bandplatte, die über die Articulatio talonavicularis gelegt ist. Dieses Band kann bei forcierter Plantarflexion des Fußes überlastet werden und zu typischen Fibroostosen an seinen Befestigungsstellen Anlass geben. Durch diese Fibroostosen kann der N. peronaeus profundus „aufgeladen“ werden und durch Druck von außen (Schuhdruck) gegen die Knochenhöcker gepresst werden. Es resultiert ein dorsales Tarsaltunnelsyndrom.
Im unteren Sprunggelenk findet eine Rotation um die Henkesche Achse statt. Diese Achse verläuft von hinten, außen und unten nach vorne, medial und oben durch den Talushals. Die Innenrotation (~20°) wird als Inversion bezeichnet und die Außenrotation (~10°) als Eversion. Diese beiden Begriffe dürfen nicht mit den Begriffen Supination und Pronation verwechselt werden. Supination (Hebung des inneren Fußrandes) und Pronation (Hebung des äußeren Fußrandes) sind Kombinationsbewegungen und damit auch umfänglicher. Bei der Supination wirken z. B. eine Plantarflexion im oberen Sprunggelenk, eine Inversion im unteren Sprunggelenk, eine Rotation im Chopart-Gelenk und eine Rotation in den Artt. tarsometatarseae und intermetatarseae zusammen. Das untere Sprunggelenk ist für die Anpassung des Fußes an unebenes Gelände von entscheidender Bedeutung.

Chopart-Gelenk (Articulatio tarsi transversa)

Das Chopart-Gelenk, die Articulatio tarsi transversa, besteht aus zwei vollständig getrennten Gelenken: der Articulatio talonavicularis und der Articulatio calcaneocuboidea. Diese beiden Gelenkkompartimente werden jeweils von eigenen Gelenkkapseln umschlossen und kommunizieren nicht miteinander. Im seitlichen Röntgenbild stellt sich die Gelenklinie des Chopart-Gelenks als leicht wellenförmig geschwungene Gelenklinie dar, die als Cyma-Linie bezeichnet wird. Diese Linie darf keine Unterbrechung aufweisen und muss stufenlos und harmonisch geschwungen verlaufen. Im Bereich der Art. calcaneocuboidea sollte der Gelenkspalt < 2 cm sein.
Die Funktionsanalyse des Chopart-Gelenkes ist schwierig, da die Art. talonavicularis auch noch gleichzeitig zum unteren Sprunggelenk gehört. Dies bedingt, dass neben den beiden Achsen des Chopart-Gelenks auch noch die interindividuell sehr variable Henkesche Achse des unteren Sprunggelenkes eine Rolle spielt. Wird nur die Art. tarsi transversa betrachtet, so muss festgestellt werden, dass Os naviculare und Os cuboideum gegeneinander sehr wenig beweglich sind und somit als Einheit betrachtet werden können (Elftman 1960). Weiterhin können zwei Bewegungsachsen definiert werden (Manter 1941). Um die 1. Achse (Längsachse durch die Pars calcaneonavicularis des Lig. bifurcatum) findet eine Eversion/Abduktion und eine Inversion/Adduktion statt. Um die 2. Achse (Schräg- oder Transversalachse) eine Dorsalextension/Abduktion und Plantarflexion/Adduktion. Die Art. talonavicularis ist das beweglichste Gelenk des Fußes und stellt damit das „Schlüsselgelenk“ des Fußes dar. Eine Arthrodese des Gelenks verursacht immer eine Funktionseinschränkung! Es muss auch noch erwähnt werden, dass nach Elftman (1960) bei evertiertem Calcaneus die Achsen des Talonavikulargelenks und des Kalkaneokuboidgelenks parallel stehen und somit die Bewegung im Chopart-Gelenk freigeben. Werden die Achsen bei der Inversion des Calcaneus schräg zueinander ausgerichtet, wird die Bewegung blockiert. Diese Blockade führt zur Aussteifung des Fußes, der dadurch zu einem starren Hebel wird und kraftvoll abgestoßen werden kann, was für den „push off“ sehr wichtig ist. Wird die Blockade wieder aufgehoben, entsteht wieder der „mobile Adapter“, der für das Aufsetzen des Fußes auf unebenem Boden notwendig ist. Der M. tibialis posterior ist für diesen Mechanismus maßgeblich, da er zum einen die Inversion des Calcaneus bewirkt, und zum anderen, da er durch seine plantaren Zügel das Naviculare fest auf den Taluskopf presst. Dadurch kommt es zur Verzahnung der geringfügig inkongruenten Gelenkflächen, sodass die Bewegungsmöglichkeit ebenfalls aufgehoben wird.
Das Chopart-Gelenk wird von zahlreichen, kräftigen Bändern gesichert, was die hohen Kräfte erklärt, die für eine Luxation einwirken müssen. An dieser Stelle werden nur die wichtigsten Bänder erwähnt. Wesentlich gesichert wird das Gelenk von dem sehr kräftigen Lig. bifurcatum, das aufgrund dieser Funktion auch als „Schlüsselband“ des Chopartschen Gelenks bezeichnet wird. Es besteht aus zwei Anteilen: der Pars calcaneonavicularis und der Pars calcaneocuboidea. Diese beiden Partien entspringen divergierend von der dorsalen Fläche des Proc. anterior calcanei. Die Pars calcaneonavicularis zieht an die laterale Fläche des Os naviculare und die Pars calcaneocuboidea auf die Oberseite des Os cuboideum. Weitere Bänder der Art. talonavicularis sind: Lig. talonaviculare dorsale, Lig. calcaneonaviculare plantare und Lig. neglectum. Für die Art. calcaneocuboidea müssen genannt werden: das Lig. calcaneocuboideum dorsale, das Lig. calcaneocuboideum laterale und auf der Plantarseite das Lig. calcaneocuboideum plantare (s. Lig. plantare brevis), das den tiefen, kurzen Teil des Lig. plantare longum darstellt.

Lisfranc-Gelenk

Die Lisfrancsche Gelenklinie wurde 1815 von Jacques Lisfranc, einem Feldchirurgen Napoleon I., als Amputationslinie beschrieben (Lisfranc 1815). Der Eingang erfolgt lateral unmittelbar hinter der Tuberositas ossis metatarsalis quinti und läuft dann schräg nach medial distal. Im Bereich des 2. Strahls findet ein deutlicher Versatz nach hinten statt, sodass die Basis des Os metatarsale II geradezu in den Tarsus eingepfalzt wird (Abb. 3a). Die Basis des Os metatarsale II steht hier exakt auf der distalen Gelenkfläche des Os cuneiforme intermedium. Legt man durch die Gelenklinie einen Flachschnitt, wird deutlich, dass es noch Nebengelenke, die Articulationes intermetatarseae gibt. Diese unterstützen die Verwringung des Fußes, sind aber in ihrer Funktion nicht essenziell. Die Gelenklinie besteht aus drei abgeschlossenen Gelenkkammern. Die mediale ist nur dem ersten Strahl zugeordnet (Articulatio cuneometatarsea prima), die mittlere dem 2. und 3. Strahl und die laterale dem 4. und 5. Strahl. Die Beweglichkeit ist im Bereich des 2. Strahls am geringsten (Amphiarthrose), nimmt nach medial etwas zu und ist im Bereich des 4. und 5. Strahls am größten (3-Säulenmodell). Die Beweglichkeit des 4. und 5. Strahls ist physiologisch wichtig, sodass Arthrodesen in diesem Bereich schlechte Ergebnisse zeigen und vermieden werden sollten. Der Bandapparat der Lisfrancschen Gelenklinie ist plantar deutlich kräftiger ausgebildet als dorsal. Zwischen dem Os cuneiforme mediale und dem Os metatarsale II erstreckt sich ein sehr kräftiger Bandzug, das Lig. cuneometatarseum primum (Lisfranc). Dieser Bandzug weist manchmal auch noch einen Zügel zum Os metatarsale I auf, sodass eine Y-Form resultiert. Das Lisfrancsche Band ist ein sehr kräftiges Band, das bei traumatischen Einwirkungen gerne auch mit kleinen Knochenstückchen aus den Befestigungsstellen ausreißt, sodass typische Flake-Fractures entstehen. Diese sind für das „fleck-sign“ verantwortlich. Zwischen dem Os metatarsale I und dem Os metatarsale II besteht keine Bandverbindung, was für die Entstehung der divergierenden Form der Lisfranc-Luxation von Bedeutung ist. Das Lisfranc-Gelenk wird plantar von der Sehne des M. peronaeus longus und Ausläufern der Sehne des M. tibialis posterior überschritten. Diese Strukturen können zu Repositionshindernissen bei Lisfranc-Luxationen werden. Dorsal wird die Lisfranc-Gelenklinie von der A. dorsalis pedis und dem N. peronaeus profundus überschritten.

Articulationes metatarsophalangeae und Zehengelenke

Bei den Artt. metatarsophalangeae handelt es sich um funktionelle Scharniergelenke. Das Gelenkköpfchen stellt einen seitlich zusammengedrückten Gelenkkörper dar, der eine V-förmige Gelenkfläche trägt. Diese zieht sich auch noch weit auf die plantare Seite herunter und läuft in einen lateralen, meistens größeren, und einen medialen Zipfel aus (Abb. 3b). Zwischen diesen beiden Zipfeln liegt eine knöcherne Grube, die von einem stark vaskularisierten, von Synovia überzogenen Fettgewebe ausgefüllt wird. Diese Struktur erzeugt die Synovia für die Ernährung des Gelenkknorpels. Das Gelenkköpfchen ist in seiner oberen Hälfte von einem dickeren Knorpelbelag bedeckt als in der unteren Partie. Blutgefäße treten an den seitlichen Flächen und an der Unterseite des Köpfchens ein.
Das proximale Ende der Grundphalanx bildet eine kleine, rundlich-ovaläre Gelenkpfanne, die plantar durch eine faserknorpelige, weitgehend avaskuläre Gelenklippe, die sog. plantare Platte ergänzt wird (Abb. 14a, c). An dieser plantaren Platte (Fibrocartilago plantaris) unterscheidet man einen vorderen, derben Abschnitt und einen hinteren, dünnen, schlaffen Teil (Abb. 14a). Der vordere, derbe Abschnitt vergrößert die Gelenk- und Unterstützungsfläche, verhindert die Hyperextension, dient der Harmonisierung der Gelenkbewegung und enthält Propriozeptoren. Wird im Gelenk eine Dorsalextension der Zehe oder eine Abwicklung des Fußes durchgeführt, muss die plantare Platte durch Zug nach ventral verlagert werden können. Dies wird durch die Entrollfunktion des hinteren, dünnen Anteils gewährleistet. Ist diese Entrollfunktion z. B. durch entzündliche Verklebungen gestört, kann die plantare Platte nicht nach ventral gezogen werden und wird unter Zugstress gesetzt. Dies führt schließlich zur Ausdünnung und zur Ruptur (Abb. 14b). Das gesamte Gelenk wird durch eine Gelenkkapsel eingeschlossen, die an den Knochen-Knorpelgrenzen inseriert und dorsal einen kleinen Recessus ausbildet. Das metatarsophalangeale Gelenk und auch die beiden Interphalangealgelenke weisen einen komplexen, kräftigen Bandapparat auf. Dieser besteht aus drei Bandindividuen, dem Lig. collaterale, dem Lig. collaterale accessorium und dem Lig. phalangoglenoidale. Das Lig. phalangoglenoidale verhindert das dorsale Klaffen des Gelenkspaltes und ermöglicht das verkantungsfreie Gleiten der Gelenkpfanne auf dem Köpfchen.
Proximale und distale Interphalangealgelenke
Es handelt sich um Scharniergelenke, die plantar ebenfalls eine kleine plantare Platte aufweisen. Dorsal wird die Gelenkkapsel von der Dorsalaponeurose verstärkt. Es wird eine Dorsalextension und eine Plantarflexion ermöglicht, wobei im PIP-Gelenk häufig nur eine Plantarflexion möglich ist. Am 5. Strahl fehlt in ~30 % das DIP-Gelenk.

Bänder des Fußes

Bei der Vielzahl der Bänder, die am Fuß vorkommen, können an dieser Stelle nur die wichtigsten Vertreter besprochen werden, wobei Bänder mit einem unmittelbaren Bezug zu Gelenken dort besprochen werden. Hier werden jetzt noch Bänder behandelt, die besondere architektonische Elemente des Fußes darstellen. Es handelt sich um das Lig. plantare longum und das Lig. metatarseum transversum profundum.
Lig. plantare longum
Dieses Band kann in einen oberflächlichen und einen tiefen Teil unterteilt werden. Das Band entspringt von der Unterfläche des Calcaneus und den inneren Rändern des Processus lateralis bzw. medialis. Die tiefen Faserzüge, gerne auch als Lig. calcaneocuboideum plantare (s. Lig. plantare breve) bezeichnet, inserieren an der Tuberositas ossis cuboidei. Dieser Abschnitt stabilisiert die Art. calcaneocuboidea. Die oberflächlichen, längeren Fasern ziehen weiter nach distal, um mit vier Zügeln an den Basen der Ossa metatarsalia II-V zu inserieren. Dabei überbrücken diese Fasern die Sehne des M. peronaeus longus und bilden somit eine osteofibröse Führungsröhre. Das kräftige Band ist eine effiziente und wichtige Verspannungsstruktur der Längswölbung des Fußes.
Lig. metatarseum transversum profundum
Bei diesem kräftigen Band (Abb. 14c) handelt es sich um eine Verbindung der plantaren Platten untereinander. Der Bandzug verhindert das Aufspreizen der Ossa metatarsalia. Das Gefäßnervenbündel der Zehen verläuft unterhalb des Bandes, sodass es bei der Dorsalextension der Zehen um das Band herumgezogen (Hypomochlion!) wird.
Wird ein dorsaler Zugang zum Gefäßnervenbündel präpariert, erreicht man zuerst das Band und nach seiner Durchtrennung die Leitungsbahnen. Beim Zugang von plantar ist es umgekehrt!

Muskeln des Fußes

Extrinsische Muskeln

Die Muskeln des Fußes werden in extrinsische und intrinsische Muskeln unterteilt. Extrinsische Muskeln sind solche, deren Muskelbäuche außerhalb des Fußes liegen und die nur mit ihren Sehnen in den Bereich des Fußes einstrahlen. Die intrinsischen Muskeln liegen vollständig im Bereich des Fußes. Die extrinsischen Muskeln umfassen die langen Flexoren und Extensoren sowie die Mm. peronaei. Auf der Rückseite des Unterschenkels liegen die oberflächlichen und tiefen Flexoren jeweils in eigenen Muskellogen. Zu der oberflächlichen Gruppe werden der M. gastrocnemius, der M. soleus und der M. plantaris gerechnet, wobei die beiden ersteren auch als M. triceps surae zusammengefasst werden. In der tiefen Gruppe finden wir den M. tibialis posterior, den M. flexor hallucis longus und den M. flexor digitorum longus.

Mm. flexores

(Innervation: N. tibialis) Oberflächliche Gruppe: Diese Muskeln wirken auf das obere Sprunggelenk als Plantarflektoren und auf das untere als Supinatoren.
M. gastrocnemius und M. plantaris
Der M. gastrocnemius weist ein Caput mediale und ein Caput laterale auf. Diese beiden Köpfe entspringen unmittelbar oberhalb der beiden Femurkondylen und begrenzen die Fossa poplitea. Der Muskel geht ungefähr in der Mitte des Unterschenkels in einer W-förmigen Linie in seine Sehne über, die mit der Sehne des M. soleus eine gemeinsame Endsehne, die Achillessehne (Tendo calcaneus Achilles) bildet.
Bei dem kleinen M. plantaris handelt es sich um einen rudimentären Muskel, der direkt oberhalb des lateralen Femurkondylus entspringt. Der bis zu 7 cm lange Muskelbauch geht in eine lange, bandartige Sehne über, die zwischen M. gastrocnemius und M. soleus liegt, schräg nach medial zieht und im distalen Unterschenkeldrittel dann an der medialen Seite der Achillessehne liegt und mit dieser oftmals verschmilzt. Auch kann die Sehne am Tuber calcanei unmittelbar vor der Bursa tendinis calcanei angeheftet sein und dadurch eine Verstärkung der Vorderwand der Bursa darstellen (Frohse und Fränkel 1913). In ca. 7 % der Fälle fehlt der M. plantaris. Insertionsvarianten kommen häufig vor. Die Plantarissehne kann problemlos als Sehnentransplantat verwendet werden, da der M. plantaris keine nennenswerte Funktion mehr hat.
M. soleus
Der schollenförmige M. soleus entspringt von der Linea m. solei und angrenzenden dorsalen Partien der Tibia und vom Caput und Collum fibulae. Weiterhin auch von einem Sehnenbogen, dem Arcus m. solei, der das Gefäßnervenbündel des Unterschenkels überbrückt. Der Muskel bildet zusammen mit der Sehne des M. gastrocnemius den Tendo calcaneus (Achilles) aus, der an der unteren, rauen, dorsalen Hälfte der Fläche des Tuber calcanei inseriert.
Die Achillessehne ist eine Struktur, die nicht aus parallel angeordneten kollagenen Fasern besteht, sondern ein kompliziertes Verflechtungsmuster (Wood Jones 1946) zeigt. Kurz oberhalb der Insertion auf Höhe der Malleolen weist die Sehne eine sanduhrartige Einschnürung auf, die auch als Taille der Achillessehne bezeichnet wird. Die Sehne hat keine Sehnenscheide, sondern vielmehr ein Paratendineum, das nur auf der Dorsalseite ausgebildet ist. Im Bereich der Taille liegt eine hypovaskularisierte Zone, die auch für degenerative Veränderungen verantwortlich gemacht wird und degenerative Rupturen begünstigen kann. Die Blutgefäßversorgung tritt von ventral an die Sehne heran (Paar et al. 2001), sodass grobe Mobilisierungen und Umklappungen der Sehne vermieden werden sollten. Zwischen der Rückseite des Calcaneus und der Vorderseite der Achillessehne liegt eine konstante, schwalbenschwanzartige Bursa, die Bursa tendinis calcanei (s. retrocalcanea s. subachillea s. de Bovis-Bursa). Zwischen Haut und Achillessehneninsertion liegt die Bursa subcutanea calcanea (s. präachillea).
Tiefe Gruppe: Alle Muskeln bewirken im oberen Sprunggelenk eine Plantarflexion und im unteren eine Supination.
M. tibialis posterior
Beim M. tibialis posterior handelt es sich um einen sehr kräftigen Muskel, der hauptsächlich von der Rückseite der Membrana interossea cruris und den angrenzenden Partien der Tibia und Fibula entspringt. Seine kräftige Sehne wird im distalen Drittel des Unterschenkels von der Sehne des M. flexor digitorum longus überlagert, wodurch das Chiasma crurale gebildet wird. Diese Überkreuzung hat keine funktionelle Bedeutung und es findet an dieser Stelle auch kein Austausch von Sehnenfasern oder eine Verbindung der beiden Sehnen statt. Die kräftige Sehne des M. tibialis posterior liegt dann unmittelbar hinter dem Malleolus internus, der ein Hypomochlion darstellt. In diesem Bereich ist die Sehne als typische Gleitsehne ausgebildet und zeigt eine hypovaskularisierte Zone, was degenerative Veränderungen eindeutig begünstigt (Petersen 2002). Anschließend tritt die Sehne in Kontakt zur Tuberositas ossis navicularis und inseriert zum Teil an diesem Knochen. Der restliche Teil der Sehne tritt dann in die Planta pedis ein und inseriert mit mehreren Sehnenzügeln an allen Ossa cuneiformia und kann auch noch die Basen der Ossa metatarsalia erreichen.
von Meyer (1888) weist auch noch auf einen konstanten, kräftigen Sehnenstreifen hin, den R. sustentacularis (s. recurrens). Dieser Streifen fixiert die Tibialis posterior-Sehne am Sustentaculum tali, überträgt Zugkräfte auf den Rückfuß und wirkt supinierend. Nach von Volkmann (1972) bildet diese Befestigung auch noch einen wichtigen Apparat für die Längsverspannung des Fußes, der durch die Tibialis posterior-Sehne auch aktiv spannbar ist. Die Funktionen des M. tibialis posterior sind sehr mannigfaltig und außerordentlich wichtig. Sie werden in der Tab. 5 aufgezählt. Von besonderer Bedeutung ist die Sicherungsfunktion für die Fußwölbungen, die schon geschildert wurde. Weiterhin ist die Funktion der Blockierung des Chopartschen Gelenkes sehr wichtig. Durch die verschiedenen Insertionszügel der Sehne werden die Gelenkkörper des Chopartschen Gelenks zusammengepresst und durch die bestehenden Inkongruenzen verzahnt. Dies führt zur Blockade des Gelenks, wodurch der Fuß zu einem starren Hebel wird und kraftvoll abgestoßen werden kann (s. auch unter Chopart-Gelenk).
M. flexor hallucis longus
Dieser starke Muskel entspringt von der Membrana interossea cruris und der Rückfläche der distalen zwei Drittel der Fibula. Seine kräftige Sehne zieht durch den Sulcus tendinis m. flexoris hallucis longi des Processus posterior tali, unterfängt dann das Sustentaculum tali, unterkreuzt in der Planta pedis die Sehne des M. flexor digitorum longus und lagert sich zwischen die beiden Köpfe des M. flexor hallucis brevis. Anschließend zieht sie durch den von den beiden Sesambeinen gebildeten osteofibrösen Tunnel (schützt vor Druckkräften!) und inseriert schließlich an der Basis des Endglieds der Großzehe.
M. flexor digitorum longus (M. perforans)
Dieser Muskel nimmt seinen Ursprung von der Facies posterior tibiae im mittleren Unterschenkeldrittel. Seine Sehne verläuft im medialen Tarsaltunnel unmittelbar hinter der Sehne des Tibialis posterior und tritt dann in die Planta pedis ein. Hier teilt sie sich in vier Zügel auf, die durch die entsprechenden Sehnen des M. flexor digg. brevis treten und dann plantar an den Endphalangen der 2.–5. Zehe inserieren. Zusammen mit der Sehne des M. flexor hallucis longus wird das Chiasma plantare (Knot of Henry) gebildet. An dieser Stelle findet nicht nur eine Verwachsung der beiden Sehnen statt, sondern es bildet sich auch ein Faseraustausch durch separate Sehnenbündel. Der Knot of Henry gestattet die Entnahme einer Flexorensehne, die dann für einen Sehnentransfer genutzt werden kann. Da die Zugrichtung der Sehne des M. flexor digitorum longus schräg gerichtet ist, wird der M. quadratus plantae benötigt, der diese schräge Richtung wieder in eine gerade verwandelt (s. u.).

Mm. extensores (Innervation: N. peronaeus profundus)

M. tibialis anterior
Alle langen Extensoren liegen in der anterioren Loge des Unterschenkels. Der M. tibialis anterior entspringt vom Condylus lateralis tibiae und den oberen zwei Dritteln der Facies lateralis tibiae sowie von der Membrana interossea cruris und der Fascia cruris. Seine breite, flache Sehne zieht um den medialen Fußrand herum und inseriert an der plantaren Fläche des Os cuneiforme mediale und an der plantaren Fläche der Basis des Os metatarsale I. Der Muskel bewirkt eine Dorsalextension und im unteren Sprunggelenk eine Supination.
M. extensor hallucis longus
Dieser Muskel weist einen spindelförmigen Muskelbauch auf, der von den distalen zwei Dritteln der Facies medialis fibulae und der Membrana interossea cruris entspringt. Seine kräftige Sehne inseriert an der Endphalanx der Großzehe. Der Muskel bewirkt eine Dorsalextension im oberen und eine Pronation im unteren Sprunggelenk. In ~90 % der Fälle findet sich medial eine zusätzliche Sehnenabspaltung, die im Gewebe der Gelenkkapsel des Großzehengrundgelenks inseriert. Diese schon lange bekannte akzessorische Sehne wird als „Kapselspanner“ (M. extensor hallucis accessorius s. capsularis) bezeichnet. In selteneren Fällen (~9 %) kann sich der „Kapselspanner“ auch vom M. tibialis anterior abspalten.
M. extensor digitorum longus
Dieser Muskel entspringt am Condylus lateralis tibiae, sowie vom Caput und Vorderrand der Fibula und der Membrana interossea cruris. Seine Sehne teilt sich in 4 Zügel zu den Dorsalaponeurosen der 2.–5. Zehe auf. In ca. 90 % der Fälle entspringt noch ein weiterer Sehnenzügel zur Basis des Os metatarsale V. Diese Struktur wird als M. peronaeus tertius bezeichnet und zeichnet sich durch eine große Variabilität aus.

Mm. peronaei (Innervation: N. peronaeus superficialis)

M. peronaeus longus
Dieser Muskel entspringt vom Caput fibulae, den proximalen zwei Dritteln der Facies lateralis fibulae, dem Septum intermusculare anterius und posterius und der Fascia cruris. Seine kräftige Sehne bekommt am Malleolus lateralis ein Hypomochlion und zieht auf die laterale Seite des Calcaneus. Anschließend tritt die Sehne in den Sulcus ossis cuboidei ein, benützt hier den Knochen wiederum als Hypomochlion und verläuft schräg durch die Planta pedis, um an der Tuberositas ossis metatarsalis I zu inserieren. Am kuboidalen Hypomochlion ist die Sehne als Gleitsehne ausgebildet und kann in ca. 10 % der Fälle ein typisches Sesambein, das Os peronaeum, enthalten. Im Bereich der Planta pedis besitzt die Sehne eine eigene Sehnenscheide und liegt in einem osteofibrösen Kanal, der vom Skelett und dem Lig. plantare longum gebildet wird. Der Muskel ist der kräftigste Pronator des Fußes im unteren Sprunggelenk. Im oberen bewirkt er eine Plantarflexion. Auf die Verspannung der Quer- und Längswölbung wurde schon eingegangen.
M. peronaeus brevis
Der Muskel entspringt von den distalen zwei Dritteln der Facies lateralis fibulae, vom Septum intermusculare anterius et posterius sowie von der Fascia cruris. Seine Sehne biegt ebenfalls um den Malleolus lateralis herum, liegt dann vor der Sehne des M. peronaeus longus, verläuft oberhalb der Trochlea peronealis (kein Hypomochlion für diese Sehne!) und inseriert schließlich an der Tuberositas ossis metatarsalis quinti. In ca. 60 % kann noch eine akzessorische Sehne („M. peronaeus digiti minimi“) zur Grundphalanx der 5. Zehe und ihrer Dorsalaponeurose festgestellt werden. Der M. peronaeus brevis flektiert im oberen Sprunggelenk und proniert im unteren. Beide Mm. peronaei sind die wichtigsten Pronatoren, die zusammen ~60 % der Pronationsleistung aufbringen (Orthner et al. 1989a).
Die Peronealsehnen liegen in einem Sulkus der Fibula und werden hier durch ein Retinaculum mm. peronaeorum superius fixiert. Der Sulcus der Fibula wird noch durch eine kleine faserknorpelige Lippe vertieft, die ebenfalls der Sicherung der Sehnen dient. Bei gleichzeitiger Dorsalflexion, Abduktion und Eversion des Fußes kann es zu einer Peronealsehnenluxation kommen (Orthner et al. 1989a, b). Ob die Ausgestaltung der Morphologie des Sulkus Einfluss auf die Entstehung der Peronealsehnenluxation hat, wird widersprüchlich diskutiert (Orthner et al. 1989a; Elsner und Andermahr 2011). An der Außenseite des Calcaneus werden die Peronealsehnen durch ein Retinaculum mm. peronaeorum inferius gesichert.
M. peronaeus quartus
Bei diesem variablen Muskel handelt es sich um einen überzähligen, eigenständigen Muskelbauch, der in einer Häufigkeit von 6,6 % (Zammit und Singh 2003) bis 21,7 % (Sobel et al. 1990) auftritt. Er spaltet sich vom M. peronaeus brevis ab oder entspringt von der dorsalen Fläche der Fibula. Seine Sehne inseriert in variabler Weise entweder an der lateralen Fläche des Calcaneus oder auch am Os cuboideum. Der Muskel hat keine funktionelle Bedeutung, wird aber im MRT gesehen (Cheung et al. 1997) und kann mit Pathologien der Sehne des M. peronaeus brevis verwechselt werden. Da er auch verschiedenste Symptome verursachen kann (Zammit und Singh 2003), sollte er bedacht werden und vor allem bekannt sein.

Intrinsische Muskeln

Muskeln des Fußrückens (dorsale Muskeln)

M. extensor digitorum brevis
Beim M. extensor digitorum brevis handelt es sich um einen dünnen, sehr variablen Muskel, der von der Dorsalseite des Calcaneus aus der Gegend des Sinus tarsi und vom Retinaculum mm. extensorum inferius entspringt und drei Sehnen für die 2.–4. Zehe entwickelt. Die Sehne für die 5. Zehe fehlt in der Regel, kann aber als Variante auftreten. Der Muskel unterstützt die Dorsalextension der Zehen 2–4. Er wird von einem lateralen Endast des N. peronaeus profundus versorgt (Abbildung dazu in Abschn. 7). Dieser gemischt sensorisch-motorische Nerv kann auch als Nervenbiopsie entnommen werden.
M. extensor hallucis brevis
Dieser Muskel ist eine Abspaltung des vorigen, entspringt von der dorsalen Fläche des Calcaneus aus der Umgebung des Sinus tarsi und inseriert an der Basis der Grundphalanx der Großzehe.

Ventrale s. plantare Muskeln (Muskeln der Fußsohle)

Die Muskeln der Fußsohle werden in drei Gruppen eingeteilt: Muskeln der Großzehe, mittlere Muskelgruppe und die Muskeln der Kleinzehe.
Muskeln der Großzehe
M. flexor hallucis brevis
Dieser Muskel besteht aus zwei Köpfen, einem Caput mediale (N. plantaris medialis) und einem Caput laterale (N. plantaris lateralis). Beide Köpfe entspringen vom Os cuneiforme mediale (gelegentlich auch von Os cuneiforme intermedium und laterale) und dem Lig. calcaneocuboideum. Die beiden Köpfe inserieren dann über das jeweilige Sesambein plantar an der Basis der Grundphalanx. Zwischen den beiden Köpfen wird eine Rinne gebildet, in der die Sehne des M. flexor hallucis longus eingebettet liegt. Da der Muskel durch seine Beziehung zum plantaren Bandapparat indirekt bis zum Fersenhöcker fortgesetzt wird, stellt er einen wichtigen Stabilisator der Längswölbung dar und kann den Fuß deutlich verkürzen.
M. adductor hallucis
Dieser Muskel besteht ebenfalls aus zwei Köpfen, dem Caput obliquum und dem Caput transversum. Beide Köpfe werden durch den N. plantaris medialis innerviert. Das Caput obliquum entspringt vom Os cuboideum, dem Os cuneiforme laterale, den plantaren Bändern und den Basen der Ossa metatarsalia II–IV. Das Caput transversum entspringt vom Lig. metatarseum transversum profundum und den Gelenkkapseln der Grundgelenke 2–5. Beide Köpfe inserieren über das laterale Sesambein an der Grundphalanx der Großzehe. Die kräftige Insertionssehne ist klinisch bedeutsam, da sie beim lateralen Release durchtrennt werden muss. Ausgedehnte Fibroostosen können sich hier erschwerend auswirken. Das Caput transversum zieht den Vorfuß zusammen und verschmälert ihn, das Caput obliquum stabilisiert die Längswölbung (Abb. 4c) und verkürzt den Fuß. Zwischen den beiden Köpfen befindet sich eine gut ausgeprägte muskuläre Lücke.
M. abductor hallucis
Dieser außerordentlich kräftige Muskel entspringt vom Processus medialis des Tuber calcanei, vom Lig. laciniatum und von der Plantaraponeurose. Er inseriert über das mediale Sesambein an der Grundphalanx der Großzehe und schickt auch Fasern zur Gelenkkapsel. Zwischen der Ansatzsehne und dem Grundgelenk liegt regelhaft eine Bursa. Zwischen Haut und Sehne kann eine subkutane Bursa vorkommen. Die Innervation erfolgt aus dem N. plantaris medialis. Der M. abductor hallucis ist ein sehr kräftiger Verspanner der Längswölbung. Er verkürzt den Fuß, spreizt die Großzehe und beugt sie.
Mittlere Muskelgruppe
M. flexor digitorum brevis (M. perforatus)
Der Muskel entspringt von der Unterfläche des Tuber calcanei und von der Plantaraponeurose und inseriert mit gespaltenen Sehnen an den Mittelphalangen der 2., 3. und 4. Zehe. Hin und wieder kann auch eine rudimentäre Sehne zur 5. Zehe ausgebildet sein. Der Muskel wird durch den N. plantaris medialis versorgt und beugt über die Mittelphalangen die Zehen. Weiterhin wird auch die Längswölbung stabilisiert und der Fuß verkürzt.
M. quadratus plantae
Der M. quadratus plantae ist ein Muskel, der in dieser Form nur dem Menschen zukommt (Weidenreich 1922). Er entspringt zweiköpfig. Einmal mit einem sagittal orientierten medialen Kopf von der medialen Fläche des Calcaneus, und zum anderen mit einem horizontal liegenden Kopf von der Unterfläche des Calcaneus. Der Muskel inseriert am lateralen Rand der Sehne des M. flexor digitorum longus. Er wird vom N. plantaris lateralis innerviert; eine zusätzliche Versorgung durch den N. plantaris medialis ist aber wohl auch möglich (Weidenreich 1922). Der Muskel wandelt die schräge Zugrichtung des M. flexor digitorum longus wieder in eine gerade um.
Mm. interossei plantares (s. interni)
Es handelt sich um drei einköpfige Muskeln, die von den Basen und medialen Flächen der Ossa metatarsalia 3–5 entspringen. Sie inserieren an der medialen Seite der Grundphalanx der 3.–5. Zehe und erreichen die Dorsalaponeurose in den meisten Fällen nicht. Innerviert werden sie durch den N. plantaris lateralis. Die Mm. interossei plantares beugen im Grundgelenk der Zehen. Sollten sie die Dorsalaponeurose hin und wieder doch erreichen, strecken sie zusätzlich im proximalen und distalen Interphalangealgelenk.
Mm. interossei dorsales (s. externi)
Es handelt sich um vier zweiköpfige Muskeln, die von den einander zugekehrten Flächen aller Ossa metatarsalia entspringen. Die Muskeln inserieren an der Basis der Grundphalanx der 2.–4. Zehe. Versorgt werden diese Muskeln vom N. plantaris lateralis. Sie beugen im Grundgelenk. Sollten sie die Dorsalaponeurose noch erreichen, so kommt noch eine Streckung im proximalen (PIP) und distalen Interphalangealgelenk (DIP) hinzu.
Mm. lumbricales
Es handelt sich um vier variable Muskeln, die von den Sehnen des M. flexor digitorum longus entspringen. Der 1. und der 2. werden durch den N. plantaris medialis, der 3. und der 4. durch den N. plantaris lateralis versorgt. Die Muskeln inserieren medial an der Grundphalanx der Zehen 2–5 und strahlen dann auch noch in die Dorsalaponeurose ein. Durch diese Insertion beugen sie im Grundgelenk und strecken im Mittel- und Endgelenk.
Muskeln der Kleinzehe (alle Muskeln werden vom N. plantaris lateralis versorgt)
M. abductor digiti minimi
Der M. abductor digiti minimi entspringt vom Processus lateralis des Tuber calcanei und dem Lig. calcaneometatarsale. Er inseriert an der Tuberositas ossis metatarsalis quinti und an der Grundphalanx der Kleinzehe. Der recht kräftige Muskel stabilisiert wirkungsvoll die Längswölbung und verkürzt den Fuß. Eine nennenswerte Abduktion ist oftmals nur noch bei Kindern und Jugendlichen ausgeprägt. Zusätzlich kann er eine Plantarflexion der Kleinzehe bewirken.
M. opponens digiti minimi
Im Gegensatz zur Hand ist dieser Muskel beim Fuß des Menschen stark zurückgebildet und meistens nur sehr schwer als selbstständiges Individuum darstellbar. Dazu muss die Isolierung vom distalen Ende des Os metatarsale V beginnen und nach proximal ausgeführt werden (Frohse und Fränkel 1913). Er entspringt vom Lig. plantare longum und inseriert am Schaft des 5. Mittelfußknochens bis zur Insertionslinie der distalen Gelenkkapsel.
M. flexor digiti minimi
Der Muskel entspringt von der Basis ossis metatarsalis V und der plantaren Sehnenscheide des M. peronaeus longus und inseriert an der Grundphalanx der Kleinzehe. Oftmals ist er nur schwer isolierbar.

Gefäße des Fußes

Der Fuß wird durch die Aa. tibialis anterior und posterior versorgt. Im Bereich des Rückfußes beteiligt sich auch noch die A. fibularis (s. peronea). Falls eine der Aa. tibiales fehlt oder hypoplastisch ausgebildet ist, kann dies durch eine entsprechend kräftiger etablierte A. fibularis kompensiert werden.

Arterien

A. tibialis anterior
Die A. tibialis anterior liegt im Bereich des distalen Unterschenkels zuerst medial der Sehne des M. extensor hallucis longus und lateral des M. tibialis anterior (Abb. 15a). Im Bereich des Retinaculum mm. extensorum superius wird sie dann von der Sehne des M. extensor hallucis longus überkreuzt, sodass sie anschließend lateral zu dieser liegt. Zwischen dem oberen und unteren Retinaculum mm. extensorum gibt die A. tibialis ant. die Aa. malleolaris anterior medialis bzw. lateralis ab. Nachdem die A. tibialis ant. das untere Retinaculum passiert hat, wird sie als A. dorsalis pedis bezeichnet, die dann auf dem Fußrücken von der Sehne des M. extensor hallucis brevis überkreuzt wird. Die A. dorsalis pedis gibt 2–3 kleine Aa. tarsales mediales zum medialen Fußrand ab und nach lateral eine kräftigere A. tarsalis lateralis. Ebenfalls nach lateral wird die über die Basen der Ossa metatarsalia verlaufende, variable und oft unvollständige A. arcuata abgegeben, aus der die Aa. metatarsales dorsales hervorgehen, die auf den Mm. interossei dorsales verlaufen, um sich in die schwachen Aa. digitales dorsales fortzusetzen. Die Aa. metatarsales dorsales geben Rr. perforantes posteriores (s. proximales) und anteriores (s. distales) durch die Spatia interossea zu den Gefäßen der Planta pedis ab. Die A. dorsalis pedis zerfällt im 1. Intermetatarsalraum in ihre beiden Endäste: die A. plantaris profunda, die mit dem Arcus plantaris in Verbindung tritt, und die A. metatarsea dorsalis prima.
A. tibialis posterior
Die A. tibialis posterior zieht durch den medialen Tarsaltunnel, gibt hier Rr. calcanei ab und zerfällt dann hinter dem M. abductor hallucis in ihre beiden Endäste, die schwache A. plantaris medialis und die kräftige A. plantaris lateralis(Abb. 15b). Diese setzt sich dann in den bogenförmigen, auf den Mm. interossei liegenden Arcus plantaris profundus fort, aus dem die Aa. metatarsales plantares entspringen. Diese verlaufen in den Spatia interossea nach distal, bilden nach Einmündung der von dorsal kommenden Rr. perforantes anteriores (s. distales) die Aa. digitales plantares communes, die sich dann y-förmig in die Aa. digitales plantares proprii ramifizieren. Die A. plantaris medialis zerfällt in einen R. superficialis, der am medialen Fußrand zur medialen Fläche der Großzehe zieht, und einen R. profundus. Dieser vereinigt sich oft mit dem Arcus plantaris. Im Bereich der Fußsohle kommen zahlreiche Gefäßvariationen vor, die in Spezialwerken (Lang und Wachsmuth 1972; Lippert und Pabst 1985) nachgeschlagen werden müssen.
Im Bereich des Rückfußes ist besonders die Versorgung des Talus und des Calcaneus zu erwähnen. Der Talus wird im Wesentlichen aus den Gefäßen des Sinus und Canalis tarsi sowie vom Rete periostale tali mediale vaskularisiert (Koebke 2011; Wildenauer 1950).
Beim Calcaneus lassen sich drei Gefäßterritorien unterscheiden: mediale (~45 %), laterale (~45 %) und anteriore Gefäßzone (~10 %). Die A. tibialis posterior gibt zuerst die kräftige A. calcanea lateralis ab, die vor der Achillessehne über das Tuber calcanei nach lateral zieht, um unmittelbar hinter der Facies articularis posterior in den Knochen einzutreten. Dieses Gefäß ist zusammen mit kleinen Ästen der A. fibularis für die Versorgung der lateralen Zone zuständig. Dann werden kleine Gefäße für die mediale Zone abgegeben, die den M. quadratus plantae perforieren und dann in die Foramina nutricia auf der medialen Fersenbeinfläche (Abb. 6b) eintreten. Diese Gefäße können bei Frakturen eine erhebliche Einblutung in das Quadratus plantae-Kompartiment bedingen. Die irreguläre anteriore Zone wird aus der A. sinus tarsi vaskularisiert, die kleine Äste zum Proc. anterior calcanei abgibt.

Venen

Die Venen des Fußes bilden auf dem Fußrücken ein oberflächliches, arterienunabhängiges Venennetz (Rete venosum dorsale pedis), das auf der medialen Seite mit der V. marginalis medialis zum Quellgebiet der V. saphena magna wird (Abbildung dazu in Abschn. 7). Auf der lateralen Seite bildet sich aus der V. marginalis lateralis dann die auf der Rückseite des Unterschenkels aufwärts ziehende V. saphena parva (Abb. 16). Auf dem Fußrücken werden die beiden großen Randvenen durch den Arcus venosus dorsalis pedis verbunden. Plantar findet sich zwischen Aponeurosis plantaris und Lederhaut ein Rete venosum plantare, das in das dorsale Rete venosum drainiert. Natürlich werden die Arterien des Fußes auch von gleichnamigen kleinen Venen begleitet. Der Chirurg sollte die größeren Venenstämme, wenn möglich, schonen, um postoperative Schwellungen zu minimieren.

Nerven des Fußes

An der nervalen Versorgung des Fußes beteiligen sich: N. suralis, N. peronaeus superficialis, N. peronaeus profundus, N. tibialis und N. saphenus.
N. suralis
Der N. suralis wird in der Mitte der Unterschenkelrückseite epifaszial und verläuft dann in engem Kontakt zur V. saphena parva retromalleolär (Abb. 16). Er wendet sich anschließend bogenförmig um den Außenknöchel, gibt Rr. calcanei laterales ab und streicht über den Bereich des Sinus tarsi. Hier ist er besonders beim Ollier-Zugang sehr gefährdet und muss bewusst beachtet werden. Sein Endast, der N. cutaneus dorsalis lateralis, versorgt die laterale Fußseite einschließlich Kleinzehe.
N. peronaeus superficialis
Der Nerv wird ca. 10cm oberhalb des oberen Sprunggelenks epifaszial und teilt sich in den N. cutaneus dorsalis intermedius und den N. cutaneus dorsalis medialis (Abb. 17). Diese beiden Nerven versorgen den Fußrücken und mit Nn. digg. dorsales pedis die Zehen bis auf die einander zugekehrten Flächen der 1. und 2. Zehe und der lateralen Fläche der 5. Zehe. Der N. cutaneus dorsalis medialis gibt regelhaft einen Ast ab (Pars medialis s. N. cutaneus dorsomedialis), der über die Region der Art. cuneometatarsea prima hinwegzieht – hier z. B. bei der Lapidusarthrodese –, gefährdet ist und dann gerne schmerzhafte Neurome ausbildet. Da die Äste des N. peronaeus superficialis ventral über das obere Sprunggelenk hinwegziehen, sind sie bei der Arthroskopie gefährdet.
N. peronaeus profundus
Der Nerv verläuft in der anterioren Loge des Unterschenkels unmittelbar an der lateralen Seite der A. tibialis anterior. Im Bereich des oberen Sprunggelenks überkreuzt der Nerv dann die Arterie und gelangt an die mediale Seite. Lateral der Sehne des M. extensor hallucis longus und medial der A. dorsalis pedis zieht der Nerv dann nach distal und wird durch die schräg von lateral kommende Sehne des M. extensor hallucis brevis überkreuzt, um dann etwas vor dem 1. Zehenzwischenraum die oberflächliche Faszie zu durchbrechen. Er teilt sich anschließend in zwei Nn. digitales dorsales auf, die die einander zugewandten Seiten der 1. und der 2. Zehe sensibel versorgen (Autonomgebiet!). Der N. peronaeus profundus kann unter dem Retinaculum mm. extensorum inferius und an der Überkreuzungsstelle durch die Sehne des M. extensor hallucis brevis ein Kompressionssyndrom erfahren. Es wird von einem dorsalen oder anterioren Tarsaltunnelsyndrom gesprochen. Auch knöcherne Besonderheiten (z. B. ein „talar beak“ oder Osteophyten) können den Nerv kompromittieren.
N. saphenus
Ausläufer des N. saphenus erstrecken sich auf den medialen Fußrand, oft auch bis zur Großzehe.
N. tibialis
Dieser kräftige Nerv verläuft durch den medialen Tarsaltunnel, gibt hier einen R. calcaneus medialis oder auch mehrere Rr. calcanei zur Ferse ab und zerfällt dann in seine beiden Endäste: N. plantaris medialis und N. plantaris lateralis (Abb. 16b). Oft kann diese Aufteilung auch schon beim Eintritt in den medialen Tarsaltunnel erfolgen. Der N. plantaris medialis verläuft dann in der Rinne (Sulcus plantaris medialis) zwischen M. abductor hallucis und M. flexor digg. brevis. Nach Abgabe seiner R. musculares zerfällt er in drei Nn. digitales plantares communes, die sich dann y-förmig in Nn. digitales proprii spalten, um einander zugekehrte Flächen der Zehen sensibel zu versorgen. Der N. plantaris lateralis verläuft zwischen dem M. flexor digg. brevis und dem M. quadratus plantae nach lateral. Sein Hauptstamm gibt regelhaft einen R. muscularis (N. motoricus pro m. abductore digiti V s. N. calcaneus inferior) zum M. abductor digiti minimi ab, der in der Klinik gerne als „Baxter’s nerve“ bezeichnet wird (Abb. 16b). Dieser Nerv unterkreuzt die A. plantaris lateralis, verläuft unter der Plantaraponeurose unmittelbar vor dem Tuber calcanei und kann hier ein Kompressionssyndrom erleiden. Nach Abgabe dieses Nervs zerfällt der N. plantaris lateralis in einen R. superficialis und einen R. profundus. Der R. superficialis teilt sich in den N. plantaris communis IV und den N. digitalis proprius für die laterale Fläche der Kleinzehe. Der R. profundus zieht am lateralen Rand des M. adductor hallucis in die Tiefe, versorgt diesen sowie die Mm. interossei.
Von besonderer Bedeutung ist ein R. communicans, der den III. und den IV. N. digitalis communis verbindet. Dadurch werden diese beiden Nerven stark fixiert, sodass sie bei der Dorsalflexion der Zehen oder beim Abstoßen des Fußes nicht nachgezogen werden können und dadurch um das Lig. metatarseum transversum profundum (Hypomochlion!) herumgezogen werden. Dieser Mechanismus kann zu einer „inneren Zerreißung“ des Nervs führen und, neben anderen Ursachen, für die Entstehung des Morton-Neuroms (M. Civinini-Durlacher) herangezogen worden.

Topografische Regionen

Regio retromalleolaris et malleolaris lateralis

In der Regio retromalleolaris lateralis verläuft der N. suralis subkutan unmittelbar hinter dem Außenknöchel und gibt Rr. calcanei laterales zur Haut der Ferse ab (Abb. 16a). Anschließend läuft er als N. cutaneus dorsalis lateralis pedis aus, wobei er die Peronealsehnen überkreuzt. Hinter dem Außenknöchel formiert sich weiterhin die V. saphena parva, die in engem Kontakt zum N. suralis verläuft. Weiterhin sind die ebenfalls recht oberflächlich, aber subfaszial verlaufenden Sehnen der Mm. peronaei zu erwähnen. Die beiden Sehnen liegen unmittelbar hinter dem Außenknöchel und finden hier ein typisches Hypomochlion. Dabei sind die beiden Sehnen in einen unterschiedlich ausgeprägten flachen Sulkus an der Rückseite des Malleolus externus eingelagert. Die Randkante des Sulkus wird durch eine kleine faserknorpelige Lippe erhöht, sodass es zu einer zusätzlichen Sicherung der beiden Sehnen kommt. Die Sehnen werden durch das Retinaculum musculorum peronaeorum superius und inferius fixiert. Eine passive kräftige Dorsalextension des Fußes, kombiniert mit einer Eversion und Abduktion (Orthner 1986), kann zur Peronealsehnenluxation führen. Eine flache oder konvexe Gestaltung des Sulcus tendinorum musculorum peronaeorum kann für die Peronealsehnenluxation ein begünstigender Kofaktor sein (Orthner et al. 1989a).
Topografisch liegt die Sehne des M. peronaeus brevis vorne und inseriert dann an der Tuberositas ossis metatarsalis quinti. Die Sehne des M. peronaeus longus liegt dorsal und zieht um die Trochlea peronealis (Hypomochlion) herum. Die Trochlea peronealis kann sehr prominent ausgeprägt sein und auch ein eigenständiges akzessorisches Knöchelchen bilden. Besonders die prominenten Formen beanspruchen die Aufmerksamkeit des Klinikers, da hier durch Druck von außen (Schuhdruck!) Probleme hervorgerufen werden können. Die Sehne des M. peronaeus longus tritt dann in den Sulcus peronaei ossis cuboidei ein und wird nochmals am Tuberculum peronaeum ossis cuboidei (Hypomochlion) abgelenkt. An beiden Umlenkstellen sind die Sehnen als Gleitsehnen ausgebildet und zeigen eine schlechte Vaskularisation. Bei der Umlenkung am Os cuboideum kann in ~10 % der Fälle ein Os sesamoideum, das Os peronaeum, in die Sehne eingelagert sein, welches bei Affen noch regelmäßig vorkommt. Die beiden Peronealsehnen liegen in einer gemeinsamen Sehnenscheide, der Vagina tendinum musculorum peronaeorum communis, die hinter dem Außenknöchel zweizipflig beginnt. Dann verschmelzen diese Zipfel zu einem gemeinsamen Kanal, der sich im Bereich der Trochlea peronealis aber wieder aufteilt. Die Sehnenscheide des M. peronaeus brevis endet dann kurz vor der knöchernen Insertion, diejenige des M. peronaeus longus tritt noch gerade in die Planta pedis über, dann erhält die Sehne eine neue eigenständige plantare Scheide.
Die Peronealsehnen liegen auf dem Lig. calcaneofibulare. Kleine Endäste der A. fibularis laufen im Bereich des Außenknöchels aus und beteiligen sich an der Bildung des Rete calcaneare laterale.
Die Verschieblichkeit der Haut auf dem Außenknöchel wird durch eine Bursa subcutanea malleoli lateralis gewährleistet. Chirurgische Zugänge in dieser Region haben die oberflächlichen Gebilde (N. suralis und die Peronealsehnen) zu berücksichtigen. Dies gilt auch für den weiter vorne anzulegenden Ollier-Zugang. Weiterhin ist die Haut in dieser Region sehr empfindlich und schlecht vaskularisiert, sodass sie sorgfältig geschont werden muss, um Wundheilungsstörungen zu vermeiden.

Regio retromalleolaris et malleolaris medialis

Die Regio retromalleolaris medialis ist eine topografisch anspruchsvolle Region, die auch ein erhebliches klinisches Interesse beansprucht. Nach Abpräparation der Haut findet sich ein großer venöser Quellstamm für die V. saphena magna. Diese Vene sollte bei operativen Eingriffen wenn möglich geschont werden, um postoperative Schwellungen zu minimieren. Die Faszie ist im retromalleolären Bereich deutlich verdickt und bildet das Retinaculum musculorum flexorum (s. Lig. laciniatum) aus. Unter dem Band wird der mediale Tarsaltunnel, die Richetsche Rinne, gebildet. In dieser Rinne findet sich eine typische gestaffelte Anordnung der Strukturen. Am weitesten vorne, unmittelbar hinter dem Malleolus internus, liegt die kräftige Sehne des M. tibialis posterior, die den Malleolus internus als Hypomochlion nutzt. Die Sehne ist in diesem Bereich auch als typische Gleitsehne aufgebaut, zeigt eine hypovaskularisierte Zone und ist deshalb sehr anfällig für degenerative Schäden. Unmittelbar hinter der kräftigen Sehne des M. tibialis posterior liegt die deutlich dünnere Sehne des M. flexor digitorum longus. Die Sehne des M. flexor hallucis longus liegt dann ~1–1,5 cm nach lateral versetzt in der Tiefe zwischen dem Tuberculum laterale und dem Tuberculum mediale des Processus posterior tali im Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi. Durch diesen Versatz in der Anordnung der Sehnen entsteht eine Rinne, die von dem tiefen Blatt des Retinaculum flexorum ausgekleidet wird und die von den großen posterioren Leitungsbahnen des Fußes besetzt wird. Hier verlaufen die A. tibialis posterior mit ihren Begleitvenen und der N. tibialis. Der N. tibialis zerfällt häufig schon relativ weit proximal in seine beiden Endäste, den N. plantaris lateralis und den N. plantaris medialis. Bei der Arterie wird eine solche frühe Aufteilung in der Regel nicht gesehen, sie zerfällt erst hinter dem M. abductor hallucis in ihre beiden Endarterien (Abb. 16b).
Die drei Sehnen der Regio retromalleolaris medialis haben jeweils eigene Sehnenscheiden. In der Regio retromalleolaris kann es zu einem peripheren Kompressionssyndrom des N. tibialis kommen, das als mediales Tarsaltunnelsyndrom bezeichnet wird. Eine wichtige Ursache für ein solches Kompressionssyndrom sind anatomische Varianten, wie z. B. überzählige Sehnen oder atypische Muskelbäuche, die durch die moderne Bildgebung zunehmend häufiger entdeckt werden.

Planta pedis

Die Planta pedis kann einmal in drei longitudinale Logen (Großzehen-, Mittel- und Kleinzehenloge) eingeteilt werden. Zum anderen kann sie aber auch stratigrafisch beschrieben werden (Schicht 1–4). Die Subkutis bildet im Bereich der Ferse ein spezielles Druckkammersystem (Blechschmidt 1934).
Aponeurosis plantaris
Unter der Subkutis folgt die Aponeurosis plantaris. Diese dünne, aber sehr kräftige Struktur beginnt schmalbasig im Bereich des Tuber calcanei und fächert dann nach distal auf, um mit Fasciculi longitudinales an den Grundgliedern der Zehen zu inserieren. Distal weichen die Fasciculi longitudinales der Plantaraponeurose auseinander, sodass typische Lücken entstehen. Diese Lücken werden durch Fettpolster, die Monticuli, ausgefüllt, in deren Bereich die plantaren Leitungsbahnen für die Zehen recht oberflächlich liegen. Oberflächliche Fasciculi transversi stellen Querverbindungen der Fasciculi longitudinales dar. Das Lig. metatarseum transversum superficiale gehört nicht zur Plantaraponeurose. Es handelt sich um einen verdichteten Bindegewebszug der Subkutis, oberflächlich zur Plantaraponeurose gelegen, auf Höhe der Metatarsaleköpfchen.
Von der Plantaraponeurose senken sich zwei sehnige Septen (Septa plantaria) in die Tiefe zum Fußskelett und separieren die drei Logen der Fußsohle. Die funktionellen Aspekte der Plantaraponeurose („Windlass-Mechanismus“) wurden bereits in Abschn. 2 geschildert.
Die Muskeln und Sehnen der Planta pedis können in vier Schichten gegliedert werden, die in Tab. 6 aufgeführt werden. Topografisch ist noch wichtig, dass das Gefäß-Nervenbündel (A., V und N. plantaris lateralis) unter dem M. flexor digg. brevis, dem M. quadratus plantae aufliegend, die Fußsohle schräg nach lateral durchzieht.
Tab. 6
Stratigrafie der Fußsohlenmuskeln und Sehnen
1. Schicht
M. abductor hallucis
M. abductor digiti minimi
M. flexor digg. brevis
2. Schicht
M. quadratus plantae
Mm. lumbricales
Tendo m. flexoris hallucis longi
Tendo m. flexoris digitorum longi
3. Schicht
M. adductor hallucis
M. flexor hallucis brevis
M. flexor digiti minimi
4. Schicht
Mm. interossei plantares
Mm. interossei dorsales
Tendo m. peronaei longi
Tendo m. tibialis posterioris

Dorsum pedis

Die Unterschenkelfaszie geht im Bereich des oberen Sprunggelenks in die Fascia dorsalis pedis superficialis über, wobei zwei kräftige Faserbinden, das Retinaculum mm. extensorum superius und das Retinaculum mm. extensorum inferius gebildet werden. Das obere Retinakulum liegt noch im Bereich des distalen Unterschenkels, wohingegen das inferiore direkt über dem oberen Sprunggelenk liegt und aus zwei Schenkeln besteht. Da sich diese beiden Schenkel kreuzförmig vereinigen, wird das inferiore Retinaculum auch als Lig. cruciforme bezeichnet. Das Lig. cruciforme ist funktionell wichtig, da es die Extensorensehnen an das Skelett fesselt und dadurch einen „Bowstringeffekt“ verhindert (Rekonstruktion nach chirurgischer Durchtrennung wichtig!). Der Durchflechtungspunkt sendet Fasern in den Sinus tarsi und liegt unmittelbar lateral der Sehnen des M. extensor digitorum longus, denen hierdurch ein Hypomochlion gegeben wird, das die Sehnen nach lateral ablenkt. Die schwache Fascia dorsalis pedis profunda überzieht das Skelett und die Mm. interossei dorsales. Zwischen oberflächlicher und tiefer Faszie wird ein kleiner interfaszialer Spaltraum für die Sehnen und Leitungsbahnen des Fußrückens gebildet.
In der dünnen, fettarmen Subkutis liegen die Venen, insbesondere der Arcus venosus dorsalis pedis und die epifaszialen Nerven (z. B. N. cutaneus dorsalis medialis), wobei die Nerven die Venen unterkreuzen. Unter der Fascia dorsalis pedis superficialis liegen dann die kurzen Extensoren mit ihren Sehnen und die langen Extensorensehnen, sowie das Nerven-Gefäßbündel. Die topografische Anordnung der Leitungsbahnen in diesem Bündel ist von besonderer Bedeutung: Im Bereich des distalen Unterschenkels liegt der N. peronaeus profundus zuerst lateral der Gefäße. Dann überkreuzt der Nerv im Bereich des Retinaculum mm. extensorum inferius die Gefäße und lagert sich an die mediale Seite, sodass er zwischen den Gefäßen und der Sehne des M. extensor hallucis longus zu liegen kommt. Das gesamte Bündel betritt am Unterrand des Retinaculum mm. extensorum inferius den Fußrücken, unmittelbar lateral der Sehne des M. extensor hallucis longus, und taucht dann unter den M. extensor hallucis brevis bzw. seine Sehne ab. Das Gefäß-Nervenbündel überschreitet dann im Bereich des Os cuneiforme intermedium die Lisfrancsche Gelenklinie und tritt in den 1. Intermetatarsalraum ein. Unmittelbar am proximalen Ende des 1. Intermetatarsalraumes gibt die A. dorsalis pedis den kräftigen R. plantaris zur Fußsohle hin ab.
Von Bedeutung ist auch, dass zwischen der Sehne des M. tibialis anterior und der Sehne des M. extensor hallucis longus keine Leitungsbahnen verlaufen, sodass hier Zugänge präpariert werden können. Dabei sollte aber auf den in der Subkutis verlaufenden N. cutaneus dorsomedialis geachtet werden. Die Sehnen der Mm. tibialis anterior, extensor hallucis longus und extensor digitorum longus besitzen eigenständige Sehnenscheiden.
Im Bereich der Metatarsophalangealgelenke vereinigen sich die langen und kurzen Extensorensehnen zur Dorsalaponeurose. Diese komplizierte Struktur weist einen Tractus lateralis und einen Tractus medialis auf. Der Tractus medialis überstreicht mit seiner Pars terminalis das DIP-Gelenk und inseriert an der dorsalen Basiskante des Endglieds. Der Abriss dieser Pars terminalis beraubt das DIP-Gelenk seiner Extensorenkraft, sodass eine rechtwinkelige Beugung (Mallet-Zehe) mit Verlust der Streckfähigkeit resultiert.
Im Unterschied zur Dorsalaponeurose der Hand treten am Fuß die Mm. interossei in der Regel nicht mehr in die Dorsalaponeurose ein, sodass sie auch keine Wirkung auf das PIP-bzw. DIP-Gelenk entfalten. Die Mm. lumbricales hingegen behalten trotz aller Rückbildungserscheinungen ihre Beziehung zur Dorsalaponeurose, sodass sie in den Metatarsophalangealgelenken beugen und in den PIP- bzw. DIP-Gelenken strecken.
Danksagung
Herrn Adam Breitscheidel bin ich für seine hervorragende Unterstützung bei der Erstellung der Fotos und Illustrationen in meinem Buchbeitrag zu großem Dank verpflichtet.
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