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Die Augenheilkunde
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Publiziert am: 21.09.2023

Lasertherapie bei Glaukomen

Verfasst von: Karin R. Pillunat
Verschiedene Laserverfahren können heute zur Behandlung des Glaukoms eingesetzt werden. Die Laser-Iridotomie zur Umgehung eines bestehenden oder drohenden Pupillarblocks bzw. die periphere Laser-Iridoplastik zur Verbesserung des Kammerwinkelzugangs werden im Kapitel über das Winkelblockglaukom besprochen.
Dieses Kapitel behandelt einerseits die Verbesserung des trabekulären Kammerwasserabflusses mittels Lasertrabekuloplastik beim Offenwinkelglaukom (OWG) oder einer okulären Hypertension (OHT) und andererseits die Reduktion der Kammerwasserproduktion mittels Zyklophotokoagulation.

Lasertrabekuloplastik (LTP)

Die Lasertrabekuloplastik bewirkt eine Senkung des intraokularen Drucks (IOD) über eine Verbesserung der Abflussfazilität (Yablonski et al. 1985) durch das Trabekelmaschenwerk (TM). Dieser Effekt ist nicht spezifisch für einzelne Laser. Daher wurden seit der Einführung der Lasertechnologie in der Augenheilkunde verschiedene Laser mit unterschiedlichen Wellenlängen, wie Krypton- (647 nm), Argon- (514 nm), Dioden- (810 nm) oder Nd:YAG-Laser (1064 nm) und unterschiedlichen Energien, die durch Applikationsdauer, Leistung und Herdgröße bestimmt werden, zur LTP eingesetzt. Der drucksenkende Effekt ist oft verzögert (4–6 Wochen), wird mit der Zeit schwächer und kann in einigen Fällen durch eine erneute Behandlung wieder verbessert werden. Oft wird die LTP als Zusatztherapie bei maximal behandelten Patienten*innen eingesetzt, um eine filtrierende Glaukomchirurgie hinauszuzögern, IOD-Schwankungen zu glätten, oder als Ersatztherapie bei Tropfenunverträglichkeiten bzw. schlechter Adhärenz. Auch als initiale Therapie kann die LTP erfolgreich eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Enge Kammerwinkel, Kammerwinkelsynechierungen, posttraumatische Kammerwinkelvertiefungen, Neovaskularisations- oder uveitische Glaukome sind Kontraindikationen für eine LTP. Deswegen sind eine gründliche Gonioskopie und Anamnese die Voraussetzungen für die richtige Indikationsstellung und damit den potenziellen Erfolg der Behandlung mittels LTP.

Wirkmechanismus

Man erklärt sich den drucksenkenden Effekt einerseits durch „Aufziehen und Öffnen“ des TM zwischen den Laserschrumpfungsherden und dem Öffnen des kollabierten Schlemmschen Kanals (mechanische Theorie) und andererseits durch eine Aktivierung von Zellen und der extrazellulären Matrix im TM, die eine Reihe von biologischen Prozessen stimulieren, die letztendlich zur Verbesserung der Abflussfazilität führen (biologische Theorie). Die genaue Wirkungsweise ist noch nicht vollständig geklärt.

Varianten der LTP

Argonlaser-Trabekuloplastik (ALT)

Eine der am meisten verwendeten Techniken ist die Argonlaser-Trabekuloplastik (ALT), die erstmals 1973 in den USA von Worthen und Wickham (Worthen und Wickham 1974) beschrieben wurde und im blau-grünen Wellenlängenbereich (514 nm) arbeitet. Nach der ALT zeigte sich initial eine gute IOD-Senkung, allerdings mit oft erheblichen Nebenwirkungen, wie sekundären Kammerwinkelsynechierungen, die erneut zu einer IOD-Zunahme führten. Ursächlich dafür waren die sehr hohe Applikationsdauer und Laserenergie, die man verwendete. Erst die modifizierte ALT – beschrieben von Wise und Witter (Wise und Witter 1979) im Jahr 1979 –, die deutlich weniger Energie verwendete, führte zu einer allgemeinen Akzeptanz des Verfahrens. Sie empfahlen 100 Laserherde über 360° des pigmentierten TM, mit einer Laserleistung von 500 bis 1500 mW (bis zur Erzeugung einer erkennbaren Gewebereaktion wie Bläschenbildung oder Depigmentierung), 0,1 sec Applikationsdauer und einer Herdgröße von 50 μm. Diese Parameter werden heute noch so verwendet. Allerdings setzt die richtige Anwendung aufgrund des kleinen Laserherdes einige Erfahrung voraus. Jüngere Patienten*innen reagieren meist weniger gut auf die ALT, sehr häufig handelt es sich in dieser Gruppe jedoch um juvenile Glaukome mit einer per se schlechteren Prognose. Die besten Ergebnisse werden beim primären OWG und beim sekundären OWG (PEX-Glaukom, Pigmentglaukom) erzielt. Die mittlere zu erwartende IOD-Reduktion beträgt 30 %. Ein initial höherer IOD führt zu einem besseren drucksenkenden Effekt. Auch bei der modifizierten ALT kann es zu Komplikationen kommen. Ein unmittelbar nach der Behandlung meist transient erhöhter IOD ist sehr häufig. Dies kann durch die Behandlung von nur 180° des TM reduziert werden. Die Ausbildung von peripheren vorderen Synechierungen entsteht häufig nach der Verwendung hoher Laserenergien, Entzündungsreaktionen und einer falschen Platzierung der Herde. Diese sollte am Übergang des pigmentierten zum unpigmentierten TM erfolgen.
Das Glaucoma Laser Trial (GLT (1990)), eine multizentrische randomisierte Studie in den USA, untersuchte die Sicherheit und drucksenkende Effektivität der ALT im Vergleich zur drucksenkenden Therapie (Timolol 0,5 %) bei neu diagnostizierten Patienten*innen mit OWG. Obwohl 44 % der mit ALT behandelten Augen nach 2 Jahren keine zusätzliche medikamentöse Therapie benötigten, eine signifikant größere IOD-Senkung aufwiesen als die medikamentös behandelten und auch die Gesichtsfeldprogression langsamer war, setzte sich die ALT nicht als primäre („First-Line-“) Therapie zur Behandlung des Offenwinkelglaukoms durch. Gründe dafür waren die abnehmende drucksenkende Wirkung über die Zeit (nach 7 Jahren [GLT 1995] benötigten nur 20 % der Behandelten keine zusätzliche medikamentöse Therapie), die häufigen IOD-Spitzen unmittelbar nach der Behandlung, die Entzündungsreaktionen, die Ausbildung von peripheren vorderen Synechien und auch die Entwicklung wirksamerer drucksenkender Medikamente in den 1990er-Jahren. Die ALT wurde jedoch weiterhin als Zusatztherapie bei medikamentös unkontrollierbaren Patienten*innen mit OWG angewendet, vor allem um eine filtrierende Chirurgie zu umgehen bzw. hinauszuzögern. Eine vorangegangene ALT führte allerdings doppelt so häufig zu abgekapselten Filterkissen (AGIS Investigators 1998).

Selektive Lasertrabekuloplastik (SLT)

Die Suche nach einem Laser, der die positiven IOD-senkenden Aspekte erfüllt, ohne jedoch Schäden im TM zu hinterlassen, führte im Jahr 1995 zur erstmaligen Beschreibung der selektiven Lasertrabekuloplastik durch Latina et al. (Latina und Park 1995). Im Jahr 2001 erfolgte die FDA-Zulassung. Seither hat die SLT aufgrund der einfachen Anwendung und der guten Wirksamkeit verbunden mit wenig Komplikationen und Zerstörung im TM erfolgreich ihren Platz in der Behandlung des OWG und der OHT gefunden. Mit einer Herdgröße von 400 μm wird das gesamte TM behandelt. Die Anwendung ist daher einfacher als bei der ALT, bei der 50 μm große Laserherde auf den vorderen Teil des pigmentierten TM appliziert werden (Abb. 1). Bei der SLT werden 100 nicht überlappende Herde über 360°des TM oder 50 Herde über jeweils 180° gesetzt (Abb. 2).
Als Laser wird ein frequenzverdoppelter (532 nm) Q-switched-Nd:YAG-Laser mit einer äußerst kurzen Pulsdauer von 3 ns eingesetzt. Die Energie kann zwischen 0,5–2,0 mJ – je nach Pigmentierung und Bläschenbildung („Champagner Bubbles“) – eingestellt werden. Aufgrund der extrem kurzen Applikationsdauer kommt es zu keinen Koagulations- oder Kollateralschäden durch Wärmediffusion. Die Behandlung kann daher wiederholt werden. Es ist jedoch noch nicht bekannt, wie oft und in welchem Abstand man eine SLT wiederholen kann. Auch ist eine Wiederholung nur sinnvoll, wenn die 1. Behandlung einen Effekt gezeigt hat. Komplikationen sind im Vergleich zur ALT eher gering, sodass auf eine routinemäßige Gabe von entzündungshemmenden Substanzen postoperativ verzichtet werden kann (Dahlgren et al. 2023). Postoperative IOD-Spitzen sind selten, auch die Induktion von peripheren vorderen Synechierungen kommt nicht vor (Zhao et al. 2005). Bis jetzt gibt es noch keine Hinweise, dass eine vorangegangene SLT eine folgende filtrierende Glaukomchirurgie negativ beeinflussen würde.
Aufgrund der guten Effektivität und des guten Sicherheitsprofils, des breiten Indikationsbereiches und des möglichen Potenzials als Ersttherapie bei OWG und OHT wurde die LiGHT-Studie initiiert (Gazzard et al. 2018). Das ist eine multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie an 6 Glaukomkliniken in Großbritannien, die an neu diagnostizierten Patienten*innen mit OWG und OHT den Einsatz der SLT (360°) im Vergleich zu einer drucksenkenden Tropfentherapie (Prostaglandin-Analoga) als Ersttherapie untersuchte (Gazzard et al. 2019). Die zwischen den Jahren 2012 und 2014 rekrutierten 718 Patienten*innen wurden in eine SLT-Gruppe (n = 356) und eine Tropfengruppe (n = 362) randomisiert. Als primärer Endpunkt wurde die Lebensqualität, erhoben mit dem Fragebogen EQ-5D, nach 3 Jahren definiert. Als sekundäre Endpunkte wurden die Kosten, die Kosteneffektivität, krankheitsspezifische Lebensqualitätsparameter (HRQoL), die klinische Wirksamkeit und die Sicherheit untersucht. Der primäre Endpunkt, die Resultate des EQ-5D-Fragebogens, war nicht signifikant unterschiedlich zwischen den Gruppen (P = 0,23). Auch die krankheitsspezifischen Lebensqualitätsparameter zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Allerdings waren die Fragebögen für die Studiengruppe eher ungeeignet. 80 % in beiden Gruppen hatten entweder eine OHT oder ein frühes OWG und daher noch keine Glaukom-bedingten Einschränkungen der Lebensqualität. Der IOD (mmHg) sank in der SLT-Gruppe von 24,5 ± 5,2 auf 16,6 ± 3,6 (−32 %) und in der Tropfengruppe von 24,4 ± 5,0 auf 16,3 ± 3,9 (−33 %) bei ähnlicher Sicherheit. Nach 3 Jahren benötigten 74,2 % (95 % KI 69,3–78,6) der SLT-Gruppe keine medikamentöse Therapie, um den individuellen Zieldruck zu erreichen, davon benötigten 76,6 % nur 1 SLT-Behandlung. Zudem war die Anzahl der nötigen chirurgischen Interventionen (0 vs. 11) und auch der Progressionen geringer als in der Tropfengruppe. Die Unterschiede waren jedoch nicht statistisch signifikant. Die IOD-Lage war in der SLT-Gruppe unabhängig von der Patienten*innen-Adhärenz und zeigte deswegen häufiger IOD-Werte im Zieldruckbereich. Durch den kontinuierlichen Effekt auf das TM wird auch eine bessere 24 h-IOD-Stabilität erreicht. Die Ergebnisse der LiGHT-Studie haben zu der Empfehlung geführt, dass die SLT als Ersttherapie bei Patienten*innen mit OWG und OHT eingesetzt werden kann. Diese Empfehlung führte zu einer Aktualisierung internationaler Richtlinien zur Behandlung des Glaukoms. Die Europäische Glaukomgesellschaft (EGS; Abb. 3) und die Amerikanischen Akademie für Ophthalmologie (AAO) führen nun die SLT als Ersttherapie neben der medikamentösen Therapie auf, das Britische Nationale Institut für Gesundheit und Versorgungsexzellenz (NICE) empfiehlt die SLT als Ersttherapie.
Die LiGHT-Studie wurde in der Folge auf insgesamt 6 Jahre Nachbeobachtung erweitert. Die Fragestellungen blieben die gleichen (Gazzard et al. 2023). In diese Verlängerungsstudie traten 633 Patienten*innen ein, die Verteilung zwischen initialer SLT- (313; 49,5 %) und initialer Tropfengruppe (320; 50,5 %) war nicht unterschiedlich. Nach 6 Jahren zeigte sich weiterhin kein Unterschied in den gesundheits- und krankheitsspezifischen Lebensqualitätsparametern. Der IOD (mmHg) sank in der SLT-Gruppe von 24,5 ± 5,2 auf 16,3 ± 4,0 (−33 %) und in der Tropfengruppe von 24,4 ± 5,1 auf 15,4 ± 3,9 (−37 %; ursächlich für den niedrigeren IOD waren die häufigeren filtrierenden Operationen in dieser Gruppe) bei ähnlicher Sicherheit. 69,8 % der Patienten*innen in der SLT-Gruppe waren nach 6 Jahren noch tropfenfrei reguliert, d. h. ohne Progression. Von diesen benötigten 55,5 % nur 1 SLT-Behandlung. Nach 6 Jahren zeigten statistisch signifikant mehr Patienten*innen in der Tropfengruppe eine Progression (26,8 % vs. 19,6 % [P = 0,006]), obwohl der IOD in der Tropfengruppe nach 6 Jahren niedriger als in der SLT-Gruppe war. Vermutlich ist das durch den kontinuierlichen Effekt auf das TM, eine bessere 24 h-IOD-Stabilität und die Unabhängigkeit von der Adhärenz des/der Patienten*in zurückzuführen. Mehr Augen in der Tropfengruppe benötigten eine Trabekulektomie (5,8 % vs. 2,4 % [P < 0,001]) und Kataraktoperation (17,3 % vs. 10,4 % [P = 0,03]).
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die LTP im Allgemeinen nicht zu einem dauerhaften Erfolg bei allen Patienten*innen mit offenem Kammerwinkel führt. Sie kann jedoch je nach verwendetem Laser wiederholt werden. Die LiGHT-Studie konnte zeigen, dass die SLT als Ersttherapie sicher und effektiv eingesetzt werden kann. In vielen Fällen bleibt der IOD über einen längeren Zeitraum gut kontrolliert und die Notwendigkeit einer filtrierenden Glaukomchirurgie kann reduziert bzw. hinauszögert werden.

Zyklophotokoagulation (ZPK)

Laserchirurgische Verfahren können auch zur Reduktion der Kammerwasserproduktion durch dosierte Zerstörung des Ziliarkörperepithels, welches das Kammerwasser produziert, eingesetzt werden. Insbesondere der Diodenlaser (810 nm) hat sich zur transskleralen Zyklophotokoagulation bewährt. Die Endo-ZPK, ein intraokularer Eingriff, und die optisch rückgekoppelte ZPK (COCO) (Preussner et al. 1997) stellen Modifikationen der klassischen ZPK dar, die auf die Pars plicata des Ziliarkörpers gerichtet ist. Um die oft nicht unerheblichen Nebenwirkungen wie Fibrinreaktion, Hyphäma, zystoides Makulaödem, Visusverlust bis hin zur Phthisis bulbi zu reduzieren, wurde die Mikropuls-transsklerale Lasertherapie (MP TLT) entwickelt, bei der nur während ca. 1/3 der Applikationszeit Laserenergie abgegeben und die Koagulationsschwelle i. d. R. nicht erreicht wird. Daher wird auch nicht mehr der Begriff Mikropuls-Zyklophotokoagulation verwendet. Die MP TLT ist auf die Pars plana des Ziliarkörpers gerichtet und bewirkt neben einer Sekretionsminderung auch eine Verbesserung des uveoskleralen Abflusses.
Zu keinem der zyklodestruktiven Laserverfahren gibt es randomisierte kontrollierte Studien, die die Verfahren untereinander, mit verschiedenen Lasertypen, Behandlungsmodalitäten oder anderen therapeutischen Interventionen vergleichen. Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2018 (Michelessi et al. 2018) konnte aus 7379 Publikationen über die ZPK bei nicht-refraktären Glaukomen (ohne vorangegangene filtrierende Glaukomchirurgie) nur 1 Publikation aus Ghana inkludieren, die eine ausreichende Qualität aufwies. Aus dieser ungenügenden Datenlage ließen sich erwartungsgemäß keinerlei allgemeine Rückschlüsse ziehen.

Transsklerale Zyklophotokoagulation (ZPK)

Typischerweise findet die ZPK mit dem Diodenlaser (810 nm) Anwendung bei Patienten*innen mit geringem Visuspotenzial oder wenn filtrierende Operationen nicht möglich sind, z. B. bei vernarbter Bindehaut, mit großer Wahrscheinlichkeit versagen oder schon versagt haben bzw. die Gefahr des Auslöschens (wipe-out) eines kleinen Gesichtsfeldrestes besteht. Auch therapierefraktäre Glaukome werden oft als Ultima Ratio mit zyklodestruktiven Verfahren behandelt.
Hinsichtlich der Expositionszeiten, Leistung und Anzahl der Laserapplikationen besteht ein breites Spektrum an publizierten Laserprotokollen. Da der Ziliarkörper gut innerviert ist, können während der Behandlung starke Schmerzen auftreten. Aufgrund der häufig sehr fortgeschrittenen Befunde ist eine Retrobulbäranästhesie oft kontraindiziert (intraorbitaler Druckanstieg und Vaspospasmen gefährden den Sehnerv) und eine Kurznarkose empfehlenswert.
Eine der vielen möglichen beschriebenen Anwendungsprotokolle ist folgendes: Nach Darstellung der Pars plicata des Ziliarkörpers mittels Diaphanoskopie und Markieren derselben werden im Mittel 18 Laserherde transskleral mit einer G-Sonde (beim Iridex-Laser) (Abb. 4) über 270° oder 9 Uhrzeiten (2 Herde pro Uhrzeit) auf die Pars plicata appliziert.
Die nötige Energie wird von 1750 mW in 250 mW-Schritten hochtitriert bis zu maximal 3000 mW. Bei jedem „Pop-Effekt“ (eine lokale Überhitzung führt zur Gewebesprengung) wird die Energie wieder in 250 mW-Schritten reduziert.
Die Laserherde werden grundsätzlich, auch bei einer Wiederholung der Prozedur, nur über 270° appliziert. Ein Quadrant bleibt immer von der Behandlung ausgespart, um eine zuverlässige Restfunktion des Ziliarkörpers zu erhalten und damit persistierende Hypotonien zu vermeiden bzw. die Phthisisrate zu reduzieren.
Postoperativ werden steroidale, nicht-steroidale Antiphlogistika und mydriatische Augentropfen verordnet. Die drucksenkende Lokaltherapie wird vorerst unverändert fortgeführt und dem IOD-Verlauf angepasst.

Mikropuls-transsklerale Lasertherapie (MP TLT)

Das Ziel der MP TLT ist es, das Risiko der bekannten ZPK-Nebenwirkungen zu reduzieren und trotzdem eine vergleichbare IOD-Senkung zu erzielen. Durch einen „On“-Zyklus von 0,5 ms und einen „Off“-Zyklus von 1,1 ms (= 31,3 % duty cycle) des 810 nm Laserstrahls wird die Koagulationsschwelle seltener erreicht. Das geht mit einer deutlich reduzierten Gewebeschädigung bzw. reduzierten Kollateralschäden einher. Neben einer Sekretionsminderung führt die Kontraktion des Ziliarkörpermuskels zu einer Straffung des Skleralsporns, was einerseits zu einer Öffnung des Schlemmschen Kanals und einer Verbesserung des trabekulären Abflusses und auch des uveoskleralen Abflusses andererseits führt (Pilocarpin-ähnlicher Effekt). Die MP TLT wirkt also durch die Reduktion der Kammerwasserproduktion und durch eine Verbesserung der Abflussfazilität.
Hinsichtlich der Lasereinstellungen, der Patienten*innen-Selektion, der Technik, der postoperativen Therapie, der zu erwartenden IOD-Senkung und der Möglichkeit der Wiederholbarkeit gibt es 2 evidenzbasierte Konsensus-Richtlinien (Grippo et al. 2022, 2023).
Mit dem Cyclo-G6-Laser (810 nm Infrarot-Diodenlaser) und der 2. Generation der Mikropuls-P3-Sonde (beide Iridex, Mountain View, CA, USA) wird die Laserenergie transskleral in limbusparallelen, halbkreisförmigen langsamen Bewegungen auf den Bereich der Pars plana appliziert (Abb. 5). Durch die Mikrofraktionierung der Energieabgabe ist das Schmerzpotenzial während der Behandlung deutlich niedriger im Vergleich zur ZPK. Eine Tropfbetäubung ist aber nicht ausreichend, sodass meist eine zusätzliche Sedierung oder eine Parabulbäranästhesie notwendig ist.
Die aktuell empfohlenen Standardeinstellungen sind 2500 mW, 31,3 % duty cycle und 4–5 kontinuierliche halbkreisförmige Bewegungen unter Aussparung der 3- und 9-Uhr-Position mit einer Geschwindigkeit von 10 s pro Quadrant bzw. 20 s pro Hemisphäre.
Als postoperative Therapie werden topische nicht-steroidale Antiphlogistika oder Steroide für 10–14 Tage empfohlen. Die drucksenkende Therapie wird vorerst weitergeführt und dem IOD-Verlauf angepasst.
Die MP TLT ist ein sicheres und effektives Verfahren für viele Glaukomformen und -stadien und stellt eine wichtige Ergänzung der Behandlungsmöglichkeiten dar. Häufig wird sie eingesetzt, wenn die maximale IOD-senkende Therapie nicht ausreicht, um den individuellen Zieldruck, bei dem die Erkrankung stabil bleibt bzw. verlangsamt wird, zu erreichen und die LTP keine ausreichende Wirkung erzielen konnte. Oft besteht das Ziel darin, ein operatives Verfahren zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern.
Die Studienlage zum Vergleich der klassischen ZPK mit der neueren MP TLT ist schlecht. Ein Review-Artikel jüngeren Datums (Souissi et al. 2021) zeigt das Ergebnis eines besseren Sicherheitsprofils der MP TLT bei vergleichbarer IOD-Senkung bei Erwachsenen und Kindern. Robuste Daten in Vergleichsstudien mit homogenen Kohorten, klaren Definitionen von Erfolg und Misserfolg, Sicherheits- und Langzeitdaten fehlen jedoch.
Literatur
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