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DGIM Innere Medizin
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Publiziert am: 28.08.2023

Fettstoffwechselstörungen: Hypercholesterinämie

Verfasst von: Ulrich Laufs
Die große klinische Bedeutung der Hypercholesterinämie liegt in ihrer kausalen Rolle für die Atherosklerose, der zugrunde liegenden Pathologie für die Mehrheit der Myokardinfarkte, der ischämischen Schlaganfälle, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und vieler anderer Erkrankungen.

Einleitung

Die therapeutische Reduktion atherogener Lipoproteine ist zusammen mit der Blutdruckkontrolle dafür verantwortlich, dass die Arteriosklerose-bedingten kardiovaskulären Komplikationen in den letzten 50 Jahren deutlich reduziert werden konnten. Dennoch stellen in Deutschland, Europa und weltweit kardiovaskuläre Erkrankungen die häufigste Todesursache dar. Die Mehrheit der atherosklerotischen Erkrankungen wäre durch Cholesterin- und Blutdruckkontrolle verhinderbar.

Pathophysiologie

Cholesterin ist u. a. notwendig für die Bildung von Zellmembranen, Steroidhormonen und Gallensäuren. Etwa 90 % des Cholesterins im Körper wird synthetisiert, etwa 10 % wird enteral resorbiert. Im Plasma führen erhöhte Cholesterinkonzentrationen zu Endotheldysfunktion, Einlagerung in den subendothelialen Raum, Aktivierung von monozytären Zellen und ihre Differenzierung zu Schaumzellen und über Induktion einer chronischen Inflammation zur Entstehung von atherosklerotischen Plaques. Zahlreiche Faktoren begünstigen die Pathogenese der Atherosklerose, ohne Cholesterin ist jedoch keine Plaqueentwicklung möglich. Umgekehrt zeigen z. B. die monogenen Formen der familiären Hypercholesterinämie, dass eine Hypercholesterinämie ohne Vorliegen von weiteren Risikofaktoren ausreicht, um Atherosklerose zu verursachen.
Kurz gefasst: Cholesterin ist daher als kausaler Faktor notwendig und ausreichend für die Entstehung und Progression der Atherosklerose.
Cholesterin ist per se wasserunlöslich und wird daher im Blut zusammen mit Triglyzeriden, Fettsäuren, Phospholipiden und weiteren Proteinen in Lipoproteinen transportiert. Historisch wurden Lipoproteine durch Zentrifugation aufgetrennt, dies begründet die gebräuchliche Nomenklatur:
Low-density-Lipoproteine (LDL, Lipoprotein niedriger Dichte) sind ca. 22 nm im Durchmesser. Ihre Grundstruktur ist jeweils ein Apolipoprotein B-100. LDL transportieren das in den Leberzellen gebildete Cholesterin in die Gefäßwand und in die Peripherie. Die Höhe des LDL-Cholesterin (LDL-C) im Plasma korreliert mit dem kardiovaskulären Risiko. Für diese Korrelation gibt es keinen unteren Schwellenwert. Der größte Teil des LDL-C wird über LDL-Rezeptoren (LDL-R), im Wesentlichen hepatische LDL-R, aus dem Blut entfernt. Die Regulation der LDL-C-Konzentration im Plasma erfolgt im Wesentlichen über die LDL-R, deren Anzahl und Funktion genetisch determiniert ist. Die Ernährung und andere Lebensstilfaktoren haben daher für das Plasma LDL-C nur eine nachgeordnete Bedeutung. Die postprandiale Regulation von LDL-C ist entsprechend gering (im Unterschied zu den Serumtriglyzeriden). Daher ist eine Nüchternblutabnahme zur LDL-C-Bestimmung nicht erforderlich (Ausnahme: Patienten mit Triglyzeriden > 400 mg/dl).
In der LDL-Fraktion sind die Lipoproteine (a) (Lp[a]) enthalten. Lp(a) ist ein dem LDL-C ähnliches Lipoprotein, welches zusätzlich zu ApoB an Apolipoprotein(a) gebunden ist. Lp(a)-Serumkonzentrationen korrelieren mit dem kardiovaskulären Risiko und mit der Entstehung von Aortenklappenstenosen. Lp(a) ist im Wesentlichen genetisch determiniert und nicht durch Lebensstil oder durch aktuell verfügbare orale Medikamente zu senken. Lp(a) ist kontinuierlich mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert. Nach epidemiologischen Daten ist ab > 75 nmol/l von einem erhöhten Risiko auszugehen. Es wird empfohlen Lp(a) einmal im Leben zu bestimmen, insbes. bei Familien mit prämaturer Atherosklerose, um das individuelle Risiko zu ermitteln und als Basis für ein Familienscreening.
Das Cholesterin in den Lipoproteinen mit hoher Dichte, das High-Density-Lipoprotein (HDL-C, Durchmesser 5–12 nm) wurde fälschlicherweise früher als „das gute Cholesterin“ angesehen. Aktuellere Daten zeigen, dass ein niedriges HDL-C im Serum ein Risikomarker für Atherosklerose und Indikator für metabolische und inflammatorische Erkrankungen darstellt, aber hohe HDL-C-Konzentrationen nicht protektiv sind. Die Berechnung des früher verwendeten HDL/LDL-Quotienten ist daher überholt. Eine HDL-C-Erhöhung durch Nichtrauchen, Sport und moderaten Alkoholgenuss ist positiv und mit einer Reduktion von atherosklerotischen Erkrankungen assoziiert. HDL-C stellt aktuell allerdings kein Therapieziel für Medikamente dar.
Die klinische Bedeutung erhöhter Triglyzerid-reicher Lipoproteine liegt in der proatherosklerotischen Wirkung ihres Cholesterinanteils. Bei sehr stark erhöhten Serumtriglyzeridkonzentrationen ist das Risiko für Pankreatitiden erhöht.
Die Anzahl aller atherogenen Lipoproteine, d. h. LDL, Lp(a) und der TG-reichen Lipoproteine, kann über die Bestimmung von ApoB abgebildet werden. Alternativ kann das Non-HDL-Cholesterin berechnet werden, welches LDL-C und das Cholesterin in den TG-reichen Lipoproteinen umfasst (Abb. 1). ApoB und Non-HDL-C korrelieren daher etwas besser mit dem kardiovaskulären Risiko als das LDL-C, welches jedoch gebräuchlicher ist und auf dem die vorliegende Studienevidenz und daher auch die Therapieempfehlungen beruhen.

Klinik

Stoffwechsel der Lipoproteine
Die Regulation des Lipid- und Lipoproteinstoffwechsels ist komplex. Es werden klassischerweise 3 Transportwege unterschieden.
1.
Der exogene Weg beschreibt die enterale Aufnahme von Lipiden aus der Nahrung. Diese werden im Dünndarm resorbiert und in den Enterozyten in Form von Triglyzeriden, Phospholipiden und Cholesterinestern (CE) verestert. Zusammen mit Apolipoprotein B-48 (ein verkürztes ApoB100) werden Chylomikronen (Durchmesser 75–1200 nm) gebildet, welche über den Ductus thoracicus über die Lymphe zunächst in die venöse Blutbahn gelangen. Die Triglyzeride werden v. a. im Fett- und Muskelgewebe durch das Enzym Lipoproteinlipase (LPL) hydrolysiert. Die entstehenden Fettsäuren werden u. a. in Adipozyten zur Energiespeicherung reverestert oder in anderen Zellen, z. B. im Sklettmuskel, zur Energiegewinnung genutzt.
 
2.
Der endogene Weg bezeichnet den Stoffwechsel der Lipide, die in der Leber gebildet werden. In den Hepatozyten werden Cholesterin, Triglyzeride, Phospholipide, ApoB100 und andere Proteine synthetisiert und zu Very-Low-Density-Lipoproteine (VLDL, Durchmesser 30–80 nm) zusammen- und freigesetzt (Abb. 1). Die zirkulierenden VLDL interagieren u. a. mit dem Gefäßendothel, wo ihre Triglyzeride durch die LPL zu Fettsäuren hydrolysiert werden. Im Plasma zirkulieren verschiedene Abbaustufen („remnants“) und es finden umfangreiche Interaktionen zwischen verschiedenen Lipoproteinen untereinander, mit dem Endothel sowie mit metabolischen und hormonellen Faktoren statt.
 
3.
Als reversen Cholesterinrücktransport bezeichnet man die Bewegung von Cholesterin aus der Peripherie, insbesondere den Makrophagen, zurück in die Leber. Dieser Rücktransport kann sowohl durch HDL als auch durch LDL erfolgen. Es existieren Rezeptor-abhängige und -unabhängige Aufnahmemechanismen.
 

Diagnostik

Ursachen einer Hypercholesterinämie
Man unterscheidet angeborene Formen der Hypercholesterinämie und erworbene, „sekundäre“ Formen, die klinisch häufig mit einer genetischen Prädiposition zusammenkommen. Bei den genetischen Ätiologien sind monogene und polygene Formen zu unterscheiden.
Familiäre kombinierte Hyperlipoproteinämie
Die familiäre kombinierte Hyperlipoproteinämie (FKHL) stellt mit einer Prävalenzrate von 1:100 die häufigste Form der primären HLP dar. Die FKHL ist durch Erhöhung von LDL-C und häufig auch der Triglyzeride gekennzeichnet. Der Erbgang ist polygen, d. h. durch zahlreiche kombinierte genetische Veränderungen bedingt. Mechanistisch wird u. a. eine Überproduktion und Abbaustörung von VLDL bei hoher ApoB100-Synthese beobachtet. FKHL ist mit einem hohen Atheroskleroserisiko assoziiert, etwa 10 % der Patienten mit Myokardinfarkt weisen eine FKHL auf.
Familiäre Hypercholesterinämie (FH)
Die FH wird autosomal-dominant vererbt und i. d. R. monogen. Mit einer Prävalenzrate von 1:250 gehört die heterozygote HF (heFH) zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Die FH ist in ca. 90 % der Fälle auf Mutationen des LDL-Rezeptors (LDLR), seltener auf Mutationen des APOB, des PCSK9 oder des STAP1 zurückzuführen. Die FH führt zu einer ausgeprägten Erhöhung des LDL-C von Kindheit an und zu einer frühzeitigen Manifestation einer koronaren Herzkrankheit. Die FH ist unterdiagnostiziert und unterbehandelt. Klinisch wird die Diagnose einer FH bei erhöhtem LDL-Cholesterin (> 190 mg/dl, 4,9 mmol/l), positiver Familienanamnese für Hypercholesterinämie und frühzeitiger koronarer Herzerkrankung oder bei Nachweis von kutanen Manifestationen wie Xanthomen gestellt. Die Sicherung der Diagnose erfolgt über eine genetische Diagnostik, welche eine Familienuntersuchung ermöglicht. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Therapie können bei heterozygoten Patienten das kardiovaskuläre Risiko auf das Niveau der Allgemeinbevölkerung senken.
Die FH in homozygoter Ausprägung (hoFH) ist mit 1:1 Mio. selten. Es liegt ein homozygoter bzw. compound-heterozygoter Genotyp vor, der mit einem sehr hohen LDL-C (400–1000 mg/dl, 10–25 mmol/l) und einem malignen klinischen Verlauf einhergeht. Häufig finden sich schon in der Kindheit kutane Xanthome und eine generalisierte Atherosklerose. In den meisten Fällen ist bei der hoFH eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend und eine Lipoproteinapherese notwendig.
Weitere seltene monogene Hyperlipoproteinämien betreffen den Abbau der Chylomikronen (familiäre Chylomikronämie) oder der Remnants Triglyzerid-reicher Lipoproteine (Typ-III-Hyperlipoproteinämie). Auch im Stoffwechsel der HDL sind verschiedene genetische Störungen mit unterschiedlichen Phänotypen bekannt.
Zu den wichtigsten Ursachen für eine sekundäre Hyperlipidämie gehören Ernährungsfaktoren, Alkoholkonsum, Diabetes mellitus, eine reduzierte Nierenfunktion, Lebererkrankungen sowie bestimmte Medikamente und Hormontherapien. Schilddrüsenhormone erhöhen die Aktivität des LDL-Rezeptors. Daher gehört der Ausschluss einer Hypothyreose zur Diagnostik bei Patienten mit Hypercholesterinämie. Östrogene senken und Gestagene mit androgener Partialwirkung erhöhen das LDL-C im Serum.

Therapie

Die Hypercholesterinämie ist einer der am besten zu behandelnden kardiovaskulären Risikofaktoren. Daher sind eine frühe Diagnostik und eine an individuellen LDL-C-Zielwerten orientierte Behandlung entscheidend zur Verhinderung von atherosklerotischen Erkrankungen. HMG-CoA-Reduktasehemmer, die Statine, stellen die Basis einer medikamentösen Therapie dar. Diese können mit Ezetimib, Bempedoinsäure und PCSK9-Inhibitoren kombiniert werden. Für einzelne Patienten mit besonderen, seltenen Risikokonstellationen stehen als Reservetherapien Fibrate, Anionenaustauscherharze oder die Lipoproteinapherese zur Verfügung.
Die Vorteile einer Lipidsenkung für einen individuellen Patienten, d. h. die absolute Risikoreduktion, richten sich nach vier Faktoren:
  • Individuelles kardiovaskuläres Risiko (je höher, desto mehr Ereignisse können verhindert werden).
  • Höhe des Ausgangs-LDL-C (je höher, desto größer der Effekt der Cholesterinsenkung).
  • Ausmaß der LDL-C-Senkung (je tiefer desto besser, ohne unteren Schwellenwert).
  • Dauer der LDL-C-Senkung (je früher und je länger die LDL-C-Senkung erfolgt, desto größer der Effekt).
Die empfohlenen LDL-Cholesterin-Zielwerte der Fachgesellschaften stellen Expertenempfehlungen zur Übersetzung der Studienevidenz und ein wichtiges Mittel der Kommunikation dar, sind aber als Zahlenwert nicht in randomisierten Studien prüfbar (Abb. 2). Das Prinzip von Zielwerten integriert die Betrachtung des individuellen Risikos und LDL-C und betont den multimodalen Einsatz von Lebensstil und verschiedenen pharmakologischen Ansätzen. Der Einbezug der Betroffenen in die Zielerreichung verbessert die Adhärenz zu Lebensstil und Medikation.
Der erste Schritt ist daher die individuelle Eingruppierung in die Risikogruppen niedrig, moderat, hoch und sehr hoch mit dem jeweils anzustrebenden LDL-C-Zielwert (Abb. 2).
Die Basis der Risikoreduktion sind immer Lebensstilmaßnahmen. Besonders wichtig sind ein Rauchstopp und körperliche Aktivität. Diese sind von zentraler Bedeutung für die Risikoreduktion kardiovaskulärer Krankheiten. Der Effekt des Lebensstils – abhängig vom Ausgangszustand – auf LDL-C ist jedoch oft nicht sehr groß, d. h., die positiven Effekte eines gesunden Lebensstils sind nicht am LDL-C abzulesen.
Die pharmakologische Lipidtherapie entwickelt sich auf der Basis der Statine hin zu dem Einsatz einer individualisierten Kombinationstherapie.
Statine
Statine oder Cholesterinsynthesehemmer (CSE-Hemmer) hemmen kompetitiv das Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese, die HMG-Co-A-Reduktase. Dies führt zu einem verminderten LDL-Cholesteringehalt und damit kompensatorisch zu einer Hochregulation der LDL-Rezeptoren in den Leberzellen. Hierdurch steigt die Aufnahme der pathologischen Apo-B-haltigen Lipoproteine, insbesondere des LDL-Cholesterins, aus dem Plasma in die Leber. Die LDL-Senkung mit Statinen verbessert die Endothelfunktion und hemmt die Atherosklerose. Zahlreiche randomisierte Studien belegen die Reduktion von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Sterblichkeit durch Statine in der Primär- und der Sekundärprävention. Wirkung, Sicherheit und Verträglichkeit sind in Studien mit mehr als 30 Jahren Beobachtungszeit bewiesen. Sie werden daher übereinstimmend in allen Leitlinien als Mittel der ersten Wahl bei Hypercholesterinämie und zur Vorbeugung und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen empfohlen. Die neueren synthetischen Statine, Rosuvastatin (5–40 mg) und Atorvastatin (10–80 mg), sind bezüglich Cholesterinsenkung, Halbwertszeit und Medikamenteninteraktion den älteren fungalen Wirkstoffen, wie z. B. Simvastatin, überlegen. Hochpotente Statine können eine LDL-C-Senkung über 50 % erreichen. Eine Verdopplung der Statindosis reduziert LDL-C um weitere 6–8 %.
Zu den seltenen unerwünschten Wirkungen, die unter Statinen berichtet werden, gehören Muskelschmerzen. Häufig sind subjektive muskuläre Symptome nicht durch die Statine bedingt (Nocebo-Effekt). Die Diagnose von Statin-assoziierten Muskelschmerzen erfordert daher viel Zeit für eine gründliche Anamnese und die Reexposition mit verschiedenen niedrigdosierten Statinen. In vielen Fällen ist eine lipidsenkende Kombinationstherapie indiziert.
Ezetimib
Ezetimib reduziert die intestinale Sterolaufnahme über das Niemann-Pick-C1-like-1-Protein (NPC1L1) der Enterozyten. Durch Ezetimib (Fixdosis 10 mg) wird die Aufnahme von Cholesterin durchschnittlich um ca. 20 % reduziert. Eine Hemmung der endogenen Cholesterinbiosynthese, z. B. durch Statine oder Bempedoinsäure, führt zu einer Zunahme der enteralen Cholesterinresorption. Daher ist Ezetimib ein synergistischer Kombinationspartner für Statine und für Bempedoinsäure. Eine Kombination von Statin mit Ezetimib senkt LDL-C effektiver als eine Verdoppelung der Statindosierung.
Bempedoinsäure
Bempedoinsäure hemmt die ATP-Citrat-Lyase (ACL), ein Enzym der endogenen Cholesterinbiosynthese, einen Schritt vor der HMG-CoA-Reduktase. Die Bempedoinsäure wirkt als „pro-drug“. Das aktivierende Enzym, die „very long-chain acyl-CoA synthetase“ (ACVL1) wird in Skelettmuskelzellen nicht exprimiert. Daher kommt Bempedoinsäure insbesondere bei Personen zum Einsatz, die keine Statine oder nur geringe Statindosierungen vertragen. Der Einsatz von Bempedoinsäure (180 mg) ist besonders sinnvoll in der Fixkombination mit Ezetimib.
Austauscherharze
Cholestyramin, Colestipol, Colesevelam werden nicht resorbiert und binden Gallensäuren im Darmlumen. Sie senken LDL-C um ca. 30 %. Gastrointestinale Beschwerden und Obstipation stellen häufige Nebenwirkungen dar. Sie werden kaum noch verwendet.
Fibrate
Fibrate haben eine geringe Wirkung auf das LDL-C und senken Triglyzeride um ca. 20 %. Mehrere große Studien zeigen, dass Fibrate zusätzlich zu Statinen keinen Effekt auf klinische Endpunkte haben. Daher werden Fibrate nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt.
PCSK9-Inhibition durch monoklonale Antikörper und siRNA
PCSK9 ist ein Regulator des LDL-Rezeptors. PCSK9 führt zur Degradation der LDL-R. Durch Hemmung oder Reduktion von PCSK9 kommt es zur vermehrten Expression von LDL-Rezeptoren in der Leber und einer Senkung des LDL-C-Plasmaspiegels. Die beiden vollhumanen PCSK9-Antikörper Evolocumab und Alirocumab werden subkutan in 2- oder 4-wöchigen Abständen appliziert. Sie hemmen extrazelluläres PCSK9. Hierdurch wird das LDL-C zusätzlich zu Statinen und anderen oralen Therapien um 50–60 % gesenkt. Randomisierte Studien belegen die Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen und eine sehr gute Verträglichkeit.
Eine zweite verfügbare Möglichkeit zur Hemmung von PCSK9 ist die intrazelluläre Hemmung von PCSK9-messenger-RNA (mRNA) durch die kleine interferierende RNA (siRNA) Inclisiran. Inclisiran wird als einzelne subkutane Injektion zu Behandlungsbeginn, nach 3 Monaten und anschließend alle 6 Monate verabreicht. Das LDL-C wird um ca. 40–50 % gesenkt. Seltene Nebenwirkungen sind lokale Reaktionen an der Injektionsstelle. Die Ergebnisse der aktuell laufenden Endpunktstudie werden für 2025 erwartet.
Lipidapherese
Die LDL-Apherese, ein extrakorporales Filtrationsverfahren, kommt bei ausgewählten therapierefraktären Patienten z. B. mit homozygoter familiärer Hyperlipoproteinämie oder schwerer Lipoprotein-(a)-Hypercholesterinämie und klinischem Atheroskleroseprogress zum Einsatz.

Fazit

Fettstoffwechselstörungen sind der wichtigste und der am besten zu modifizierende kardiovaskuläre Risikofaktor. Durch eine Kombinationstherapie lassen sich bei fast allen Patienten die individuellen LDL-C-Zielwerte erreichen.
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