Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Ein neues Netzwerk legt den Fokus darauf, Frauen in der Diabetologie dort abzuholen, wo sie Unterstützung brauchen. Die Ärztinnen wollen sich gegenseitig dabei helfen, berufspolitische Positionen zu besetzen. Die Internistin und Diabetologin Dr. Iris Dötsch hat im letzten Jahr die Hauptstadtdiabetologinnen gegründet, ein Netzwerk für Frauen in der Diabetologie. „Die Idee hatte ich schon lange, denn ich fand es selbst schwer, in bestehende Netzwerke als berufstätige Mutter einer Tochter reinzukommen und dort auch die richtigen Menschen zu treffen, die einen unterstützen können“, sagt Dötsch, die seit 20 Jahren als niedergelassene Diabetologin in Berlin tätig ist. Nach zehn Jahren in der eigenen Praxis hat Dötsch angefangen, sich berufspolitisch zu engagieren. Aber in der Vertreterversammlung der KV waren Frauen absolut unterrepräsentiert, so die Netzwerk-Gründerin. „Männer sind viel besser aufgestellt und unterstützen sich gegenseitig, auch was berufspolitische Positionen angeht. Frauen sind dagegen oft zurückhaltender, warten erst einmal ab und stehen selten in der ersten Reihe.“ Dötsch hat festgestellt, dass es vielen Frauen so gehe, und über ihre Tochter, die auch Medizin studiert, bekommt sie mit, dass junge Frauen eine andere Vorstellung haben, wie sie mal arbeiten wollen. Das waren alles Gründe, warum sie ein eigenes Netzwerk gründen wollte. „Ich bin ein bisschen wie die Alice Schwarzer der Diabetologie“, sagt sie schmunzelnd. Von der Chefärztin bis zu jungen Ärztinnen in der Weiterbildung Mittlerweile haben bereits drei Netzwerktreffen in Berlin stattgefunden. 30 bis 40 Frauen haben im Durchschnitt daran teilgenommen, von der Chefärztin über die niedergelassene Diabetologin bis hin zu jungen Ärztinnen in der Weiterbildung. „Wir sind mit 21 Ärztinnen gestartet und waren beim letzten Treffen 50 Ärztinnen. Es ist eine entspannte Runde“, so die Netzwerk-Gründerin. Die Frauen tauschen sich über Assistenzstellen aus, die Möglichkeit, wie man sich eine Niederlassung teilen kann oder auch über mögliche Doktorarbeiten. „Bei diesen Treffen können schnell gute Lösungen gefunden werden“, sagt Dötsch. Das Netzwerk sei offen für alle und sie hofft, dass es weiter wächst. Es gebe auch schon Anfragen aus anderen Bundesländern und es wäre schön, wenn auch dort solche Netzwerke entstehen würden. Dötsch ist überzeugt, dass die Diabetologie nicht nur ein tolles Fach ist, sondern gerade auch Frauen liegen würde: „Zu den Patienten zählen junge Menschen mit Typ-1-Diabetes, schwangere Diabetikerinnen, alte Patienten und auch chronisch kranke Menschen. Wir begleiten Menschen mit Diabetes auf ihrem Lebensweg“, so die Diabetologin. Auch die kontinuierliche Betreuung über die DMPs sieht sie positiv. Es sei ein Fach, was Frauen liegt, auch weil die sprechende Medizin im Vordergrund stehe. Netzwerk soll dem Erfahrungsaustausch dienen „Am Anfang vom Studium ist es schwierig, sich zu überlegen, wie will ich eigentlich später einmal arbeiten, wie bekomme ich die Arbeit als Ärztin mit Familie unter einen Hut. Ich hätte damals gerne gewusst, welche Modelle und Möglichkeiten es gibt“, sagt Dötsch. Auch hier soll das Netzwerk dem Erfahrungsaustausch dienen. Sie selbst hatte einen Mann, der sie unterstützt und familiäre Aufgaben geteilt hat und auch die Großeltern waren in der Nähe. Der Vorteil der Niederlassung war, dass die Dienste aus dem Krankenhaus weggefallen sind, so die Ärztin. Allerdings sei man mit der Niederlassung plötzlich nicht mehr nur Ärztin, sondern auch Unternehmerin und Themen wie Mitarbeiterführung oder Ökonomie werden wichtig, die man im Studium nicht gelernt habe. Mittlerweile gebe es mehr Unterstützung und man könne auch andere Wege gehen, wie etwa die Anstellung in einem MVZ oder in einer Praxis der KV ausprobieren, ob die Niederlassung überhaupt etwas für einen ist. Aber auch in der Klinik haben junge Ärztinnen mehr Spielraum und können durchaus sagen, dass sie nur 20 Stunden die Woche arbeiten und nur vier Dienste übernehmen, so Dötschs Beobachtung. Bei den Netzwerktreffen gibt es auch unterschiedliche Themen, die besprochen werden, etwa das Thema Führung oder ein Coaching zum Thema Selbstfürsorge, aber auch inhaltliche Vorträge zu Gendermedizin oder neue Therapien bei Typ-1 stehen auf der Agenda sowie ein Mentorenprogramm. Mehr Sichtbarkeit in Kammer und KV Es gebe natürlich auch in den Berufsverbänden engagierte Ärztinnen, betont Dötsch. Doch der Fokus bei den Hauptstadtdiabetologinnen liege darauf, die Frauen in der Diabetologie dort abzuholen, wo sie Unterstützung brauchen. Zudem gehe es darum, sich gegenseitig zu helfen und zu fördern, wenn man berufspolitisch in gewisse Positionen kommen möchte. „Denn tolle Frauen gibt es auf den unterschiedlichsten Positionen, doch oft kennen sie sich nicht untereinander, in unserem Netzwerk lernen sich die Frauen kennen und können gemeinsam Projekte entwickeln.“ So sollen mithilfe des Netzwerkes auch Positionen in Kammer und KV besetzt werden, um mehr Sichtbarkeit zu erreichen. Aber das Netzwerk will auch an Unis gehen, um dort das Fach vorzustellen und aktiv Hospitationen anbieten zu können. Man müsse bei den Studierenden anfangen, diese gezielt ansprechen. Beispiele geben und Vorbild sein. „Ich kann Mutter, Ärztin und Unternehmerin sein, eine erfüllende Tätigkeit haben und ein gutes Leben führen“, sagt Dötsch. „Frauen sollen sich trauen, sich zu vernetzen. Sie sollten auf Netzwerkveranstaltungen gehen, andere Frauen ansprechen oder auch ein eigenes Netzwerk gründen und keine Angst haben“, so der Rat von Dötsch. Quelle: Ärzte Zeitung

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